die besten Bücher 2018

 

1. Rang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Patria

von Fernando Aramburu, 697 S *

 

„Patria“ heisst Vaterland, Heimat. Aber was ist Heimat? Die beiden Frauen und ihre Familien, um die es in Fernando Aramburus von der Kritik gefeierten und mit den grössten spanischen Literaturpreisen ausgezeichneten Roman geht, sehen ihre Heimat mit verschiedenen Augen.

Ein epochemachender Roman über Schuld und Vergebung, Freundschaft und Liebe, der zeigt, wie die grosse Politik den inneren Kern einer Gemeinschaft zerstören kann und wie lange es dauert, bis die Menschen wieder zueinander finden.

 

2. Rang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle ausser mir *

von Melandri Francesca, 608 S

 

Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzig-jährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit »ja« beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen – bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters … Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben. 

Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschi-chte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher ver-drängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien u Eritrea bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüch-teten – und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was be-deutet es, zufällig im »richtigen« Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?

 

3. Rang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Töchter

von Lucy Fricke

 

Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Eine letzte, finale Fahrt soll es werden, doch nichts endet, wie man es sich vorgestellt hat, schon gar nicht das Leben.

Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha. Die wenigsten Frauen lachten über das Unglück, schon gar nicht über ihr eigenes. Frauen redeten darüber, bis sie weinten und nichts mehr zu retten war. Was das Leiden betraf, verstanden Frauen keinen Spass.

Mit einem Humor aus Notwehr und einer Wahrhaftigkeit, die wehtut, erzählt Lucy Fricke von Frauen in der Mitte ihres Lebens, von Abschieden, die niemandem erspart bleiben und von Vätern, die zu früh verschwinden. Eine groteske Reise Richtung Süden, durch die Schweiz, Italien, bis nach Griechenland, immer tiefer hinein in die Abgründe der eigenen Geschichte. Und die Frage ist nicht, woher wir kommen, sondern: Wie finden wir da wieder raus?

 

4. Rang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Idaho

von Emily Ruskovich *

 

Ann liebt Wade. Gemeinsam leben sie in einem einsamen Haus in Idaho, doch Wade entgleitet das Gedächnis. Und Ann, seine zweite Ehefrau, hätte so viele Fragen, die sie ihm nie zu stellen wagte. Was geau an dem Tag passiert, als Wades jüngere Tochter May durch einen Beilhieb zu Tode kam? Ihre Mutter Jenny sitz seither im Gefängnis, die Schwester June verschwand während des Unglücks im tiefen Wald. Emily Ruskovich geht es nicht darum, alle Antworten zu geben, die diese Familientragödie betreffen. Ihr Roman kreist um das Thema Verlust eines Kindes, eines Lebens und des eigenen Bewusstseins. In einer besonderen, fast lyrischen Sprache erkundet die Autorin das vemeintlich Böse in uns, und doch leuchtet in ihrer Prosa der Glauben an die menschliche Liebe.

 

5. Rang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zopf *

von Laetitia Colombani, S 180

 

Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit.

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.

Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei aussergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

Fazit: So richtig eine schöne Lektüre, gut verständlich unispannend, jedoch nicht oberflächlich geschrieben. Beste Unterhaltung.

 

                   6. Rang

 

 

 

 

 

 

Adressat unbekannt

Kathrine Kressmann Taylor

 

Der Deutsche Martin Schulse und der amerikanische Jude Max Eisenstein betreiben in den USA eine gut gehende Kunstgalerie. 1932 entscheidet sich Schulse, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Eisenstein betreibt die gemeinsame Galerie in San Francisco weiter. Die beiden Männer bleiben in Kontakt und tauschen sich in ihren Briefen über Berufliches und Privates aus. Zunächst scheint die Freundschaft nicht unter der räumlichen Trennung zu leiden. Doch Schulse, der die politischen Entwicklungen in Deutschland anfangs noch kritisch betrachtete, entwickelt sich nach und nach zum bekennenden Nationalsozialisten.

Adressat unbekannt, 1938 erstmals veröffentlicht, ist ein Buch von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtübernahme, schildert dieses Meisterwerk die dramatische Entwicklung einer Freundschaft und die Geschichte einer bitterbösen Rache. »Ich habe nie auf weniger Seiten ein grösseres Drama gelesen. Diese Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertrefflicher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort zuviel, keines fehlt ... Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben«, resümiert Elke Heidenreich in ihrem Nachwort.

Fazit: Dieses kleine Büchlein ist in einer Stunde gelesen und hat mich einfach total fasziniert. Unbedingt lesen!

 

 

 

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Die Länderflaggen beziehen sich auf die Herkunft des Autors/der Autorin.

Seit 26.05.2016

Überarbeitet Februar 2018