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Schweizer Liiteratur đšđ
Auch der Esel hat eine Seele
von Peter Bichsel, 351 SÂ
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Die erste der in vier Jahrzehnten zu einer Institution sui generis gewordenen P.S.-Kolumnen Peter Bichsels erschien 1975 im ZĂŒrcher Tages-Anzeiger. Doch bereits in den 1960er Jahren schrieb der Autor eine FĂŒlle journalistischer BeitrĂ€ge und Kolumnen zu Fragen der Zeit, die seine frĂŒhen Erfolge als literarischer ErzĂ€hler begleiteten. Beat Mazenauer hat sie in diesem Band versammelt â und einige erzĂ€hlerische Erkundungen aus dieser Zeit dazugestellt.
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Schweizer Literatur đšđ
Wie wir gehen
von Andreas Neeser, 216 S
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Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der WeltÂ
Mona steht mitten im Leben. Von Pierre hat sie sich getrennt, ihre Tochter Noëlle geht zunehmend eigene Wege. Ganz am Anfang hingegen ist die Beziehung zu ihrem Vater Johannes. Die beiden sind
sich schon viel zu lange fremd - dabei geht sein Leben langsam dem Ende zu. An seinem dreiundachtzigsten Geburtstag umarmen sie sich zum ersten Mal. Da fasst Mona einen Entschluss: sie möchte
ihrem Vater endlich NĂ€her kommen. Doch wie soll sie Zugang zu diesem spröden, gebrochenen Mann finden?Â
Die Leere zwischen Mona und ihrem Vater macht sie einander fremd. Doch solange Zeit ist, will Mona mit ihm ins GesprĂ€ch kommen. Sie bittet ihn, seine Geschichte auf ein DiktiergerĂ€t zu sprechen. Mit prĂ€ziser ErzĂ€hlkunst spannt Neeser den weiten Bogen von Johannes' Kindheit, in der er als Verdingbub auf dem Bauernhof seines Onkels schuftet, bis in die Gegenwart, in der seine Tochter sich behutsam einem alten, kranken Mann annĂ€hert. Welche Seele denkt und fĂŒhlt in diesem Menschen? Was fĂŒr ein Leben hat ihn so werden lassen? Und wie wĂ€re es möglich, einander doch noch lieben zu lernen?Â
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Schweizer Literatur đšđ
Goldene Jahre
Von Camenisch Arno, 100 S
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Seit 51 Jahren betreiben Margrit und Rosa-Maria ihren Kiosk samt ZapfsĂ€ule und Leuchtreklame. Er ist die Zentrale im Dorf, bei Margrit und Rosa-Maria kommen alle vorbei und sie haben alles gesehen, schicke Autos und alte Mopeds, die Tour de Suisse und Prominenz aus dem Boulevard, ÂBetrĂŒger, die sie ĂŒbers Ohr hauen wollten, Âgenauso wie Filmstars. Am liebsten sind ihnen aber die Liebespaare und die frisch ÂVerliebten. Bei Margrit und Rosa-Maria geht ĂŒber die ÂAblage, was das Herz begehrt, und im Gegenzug hören sie, was die Herzen bewegt. Arno Camenisch erzĂ€hlt mit viel Witz und grosser Liebe von einer Welt im Wandel â aber solange Margrit und Rosa-Maria ihren Kiosk mit Leuchtreklame und ZapfsĂ€ule bedienen, bleibt die Welt ein wunderbar schöner und heller Ort.
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Schweizer Literatur đšđ
Ăberwintern
von Urs ZĂŒrcher, 432 S
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Ăberwintern schildert vor dem Hintergrund einer Welt der Krisen und Verwerfungen die Geschichte der Radikalisierung zweier junger MĂ€nner, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Benjamin und Jonas prĂŒgeln sich auf dem Schulhof. Der rebellische Aussenseiter Jonas und der karrierebewusste Gymnasiast Benjamin. Obwohl sie vieles trennt, entsteht eine Art Freundschaft. Ihre Wege gehen auseinander, doch Ăberdruss und Langeweile angesichts einer sinnlos scheinenden Welt fĂŒhrt sie immer wieder zusammen. Je zorniger sie werden, desto unbedeutender und verlogener wird ihnen die vertraute Umgebung. Der als zynisch und geschwĂ€tzig erscheinenden Welt haben sie nichts als ihre entgrenzte MĂ€nnlichkeit entgegenzusetzen. Sie brechen sĂ€mtliche Verbindungen ab und ziehen als Söldner Richtung Osten.
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Schweizer Literatur đšđ
Wenn es Dunkel wird, ErzÀhlungen
von Peter Stamm, 192 S
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Georg geht bald in Rente. Im BĂŒro wird er schon nicht mehr beachtet, zu Hause wartet kein Essen auf ihn. Er scheint sich langsam aufzulösen und fĂŒhlt sich, als wĂŒrde er schweben. Sabrina ist geschmeichelt, als ein KĂŒnstler sie anspricht, und dann erschrickt sie, als sie sich zum ersten Mal als Kunstwerk sieht. Was, wenn die ungeheuerliche Phantasie realer wĂ€re als die Wirklichkeit? In all seinen BĂŒchern lotet Peter Stamm meisterhaft die Facetten menschlicher Existenz aus. Seine Figuren sind Versehrte und Phantasten. In diesen Geschichten fĂŒhrt er uns ins Unheimliche, erzĂ€hlt von zĂ€rtlichem Grauen, abgrĂŒndigem Schwindel und gespenstischer Liebe.
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Schweizer Literatur đšđ
Schweizer Literaturpreis 2020
Das alles hier, jetzt
von Anna Stern, 288 S
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âdas alles hier, jetztâ handelt vom Umgang mit dem Tod einer eng befreundeten Person und einer Reise quer durch Raum und Zeit. Stern beschreibt eindringlich die Ohnmacht in den Wochen nach dem Tod und den Sog des Erinnerns, der die Vergangenheit festhalten will, bevor die ErzĂ€hlung in einer unerhörten Befreiungsaktion aus der Trauer mĂŒndet.
Ananke stirbt jung nach kurzer Krankheit und hinterlĂ€sst im Freundeskreis eine unertrĂ€gliche LĂŒcke. Sie trauern und beschwören die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit: die Erlebnisse in Kinder- und Jugendtagen, die enge Verbundenheit der gesamten Gruppe, wunderschöne Sommer, auch erste KonïŹikte. Die Freunde suchen verzweifelt, ïŹnden aber keinen Ausweg aus ihrer LĂ€hmung. Bis eine radikale Idee alles erneut auf den Kopf stellt: Auf gehtâs zu einem befreienden Road-Trip, mit einem ganz klaren Ziel âŠÂ
In jeweils kurzen Fragmenten des Jetzt und der Vergangenheit kontrastiert Anna Stern die trauernden Freunde mit der schillernden Welt der guten Erinnerungen, die durch geschlechtsneutrale, unbekannte Vornamen immer auch leicht entrĂŒckt wirkt. Im zweiten Teil des Romans, der linear erzĂ€hlt wird und der Bewegung entsprechend Tempo aufnimmt, entdeckt der Leser eine bisher unbekannte erzĂ€hlerische Seite von Anna Stern.Â
âdas alles hier, jetztâ ist ein rasend schönes und zutiefst menschliches Buch ĂŒber Familie, Freundschaft und Verlust, ĂŒber das Erinnern und Aufgehen im Anderen, und ein weiterer Meilenstein im Schaffen einer der bemerkenswertesten Autorinnen der Schweiz.
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Schweizer Literatur đšđ
Tage mit Felice
von Fabio Andina, 240 S
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Ein Bergdorf im Tessin. Das frisch gestrichene Gemeindehaus, die Bar, wo der Alkohol fliesst, der Schulbus aus Acquarossa,
der Bauer Sosto, der letzte, der KĂŒhe hat. Das Dorf von Felice. Vor dem ersten Hahnenschrei bricht er auf, der alte Kauz, der meistens barfuss lĂ€uft, um in einer Gumpe weit oben hinter dem
Kiefernwald zu baden. Auch bei Regen, auch bei Schnee. Danach hackt er Holz, pflĂŒckt im Garten Kakis, und wenn er im Wald Pilze findet, kommt er mit KĂ€se zurĂŒck. Der junge Mann aus der Stadt, der
mit ihm geht, entdeckt eine nie gesehene Dunkelheit, eine Stille, die hörbar, eine KĂ€lte, die Hitze wird â und so manches Geheimnis um den neunzig Jahre alten Mann. Ihm wird klar: Wir dĂŒrfen uns
Felice als glĂŒcklichen Menschen vorstellen.Â
Tage mit Felice ist ein minimalistisch erzĂ€hlter Roman ĂŒber die Kunst des einfachen Lebens und zugleich das PortrĂ€t eines Dorfs im Bleniotal. Dort oben, den HĂ€rten der Jahreszeiten ausgesetzt, wo
niemand ein leichtes Auskommen hat, sind die Menschen rau und wortkarg und lieber mit den Tieren zusammen. Und doch ist da eine starke Gemeinschaft, die Leben und Tod und den Einbruch des
technischen Zeitalters ganz selbstverstĂ€ndlich teilt. Eine ergreifende, entschleunigende LektĂŒre.