bücher gelesen 2018

          

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Immer ist alles schön

von Julia Weber, 201 Seiten *

 

"Immer ist alles schön" ist ein komisch-trauriger Roman, der mit leisem Humor eine eindrückliche Geschichte erzählt: von scheiternder Lebensfreude in einer geordneten Welt und davon, wie zwei Kinder versuchen, ihre eigene Logik dagegenzusetzen. Mit Anais und Bruno fügt Julia Weber der Literatur ein zutiefst berührendes Geschwisterpaar hinzu.

Anais liebt ihre Mutter, sie liebt ihren Bruder Bruno und insgeheim auch Peter aus der Schule. Die Mutter sagt, das Leben sei eine Wucht, und dass sie gerne noch ein Glas Wein hätte. Denn es hält ihren Sehnsüchten nicht stand, das Leben, und die Männer halten ihrer Liebe nicht stand. Das Tanzen, das sie liebt, ist zum Tanz an der Stange vor den Männern geworden. Es ist nicht einfach, so ein Leben zu leben, sagt die Mutter, darum will sie noch ein Glas. Anais und Bruno versuchen sich und die Mutter zu schützen vor der Aussenwelt, die in Gestalt von Mutters Männern mit Haaren auf der Brust in der Küche steht. Oder in der Gestalt von Peter, der ihre Wohnung seltsam findet und nichts anfangen kann mit den tausend, auf der Strasse zusammengesammelten Dingen. In Gestalt eines Mannes vom Jugendamt, der viele Fragen stellt, sich Notizen macht, der Anais und Bruno betrachtet wie zu erforschendes Material, und in Gestalt einer Nachbarin, die im Treppenhaus lauscht. Je mehr diese Aussenwelt in ihre eigene eindringt, desto mehr ziehen sich die Kinder in ihre Fantasie zurück. 

 

Fazit: Eine traurige Geschichte mit humorvollen Ab-schnitten. Die Sprache der Autorin ist speziell und nicht ganz einfach. Das Ende hinterlässt  mich traurig und nachdenklich.

 

               

 

 

 

 

 

 

 

 

Unter der Drachenwand

von Arno Geiger *

 

Veit Kolbe, der Held in Arno Geigers Roman «Unter der Drachenwand», hat immer geglaubt, dass nach der Schule «die Zeit der leidenschaftlichen Gefühle» beginnt. Statt-dessen wird er 1939 in den Krieg eingezogen. Kein Wunder fühlt er sich Jahre später um vieles im Leben betrogen.

Eine Verwundung in Russland beschert dem jungen Soldaten eine Auszeit auf dem Lande; es fehlt in Mondsee zwar an allem – an Essen, sauberen Unterkünften und Abwechslung - und doch scheint die Welt hier noch einigermassen normal zu funktionieren. Nur mit der Liebe will e nicht klappen; die Lehrerin Margarethe erwidert seine Gefühle nicht. Umso überraschender dann die plötzliche Zuneigung von Zimmernachbarin Margot: Eines Tages werden sie und Veit ein Paar.

Mit grosser Empathie und differenzierter Sprache zeigt uns Arno Geiger den Alltag im Schatten des Krieges: die Menschen leben seit Jahren im Ausnahmezustand: «An eine grosse Zukunft konnte ich nicht mehr glauben», sagt Veit Kolbe an einer Stelle; «ich hatte gelernt, der grossen Zukunft zu misstrauen. Und deshalb kam mir die kleine Zukunft gerade recht.»

 

Ein sehr gutes Gespräch führt Luzia Stettler mit Arno Geiger unter folgendem Link:

www.srf.ch/sendungen/52-beste-buecher/unter-der-drachenwand-von-arno-geiger

Schon der Oesterreichische-Voralberger-Dialekt von Arno Geiger macht das Zuhören zu einem Spektakel.

Fazit: Das Buch ist kein Kriegsroman. Der Krieg kommt nur im Hintergrund vor. Dafür wird das Alltagsleben während der letzten zwei Kriegsjahre perfekt beschrieben. Zuerst war ich etwas geschockt über die derbe Sprache, den Patriotismus, aber so war wohl das Leben damals. Und so bekommt das Buch für mich einen Sog, man will immer mehr wissen und kann das Ende kaum erwarten. Der Roman ist aber langsam und braucht Geduld. Ich staune wie ein Schriftsteller mit Jahrgang 1968 die Zeit der Kriegsjahre 1944/1945 so gut beschreiben kann. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

 

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Es war einmal in Fernen Osten

von Xiaolu Guo, S 365 

 

Es ist kein einfacher Start ins Leben: Gleich nach der Geburt geben die Eltern, glühende Anhänger Maos, ihre Tochter in die Obhut eines kinderlosen Bauernpaares in den Bergen. Zwei Jahre später bringen diese die halbverhungerte Kleine zu ihren des Lesens und Schreibens unkundigen Grosseltern. Ein Jahr später stirbt der Grosse Vorsitzende, und in China beginnt ein dramatischer gesellschaftlicher Wandel.

In ihrem neuen Buch erzählt die chinesische Autorin und Filmemacherin Xiaolu Guo von dem langen Weg, der sie aus einem ärmlichen Fischernest am Ostchinesischen Meer an die Filmhochschule im sich rasant verändernden Peking der 90er Jahre und schliesslich 2002 nach London führt. 15 Jahre später beschreibt sie ihre Reise von Ost nach West mit einer Klarsicht, die nur jemand besitzt, der angekommen ist und sich zugleich fremd fühlt.

Fazit: dies ist kein literarisches Werk, sondern eine Biographie einer Chinesin, deren Jugendzeit in China in die Zeit der Kulturrevolutzion fällt. Sehr interessant und nicht langweilig zu lesen.

 

 

      

             

 

 

 

 

 

 

 

 

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

von Susann Pasztor *

 

Eine berührende Geschichte über die Schönheit des Lebens und die erstaunliche Entwicklung einer Vater-Sohn-Beziehung.

Wie begegnet man einer Frau, die höchstens noch ein halbes Jahr zu leben hat? Fred glaubt es zu wissen. Er ist alleinerziehender Vater und hat sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen, um seinem Leben mehr Sinn zu geben. Aber Karla, stark, spröde und eigensinnig, arrangiert sich schon selbst mit ihrem bevorstehenden Tod und möchte nur etwas menschliche Nähe – zu ihren Bedingungen.

Als Freds Versuch, sie mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen, grandios scheitert, ist es nur noch Phil, sein 13-jähriger Sohn, der Karla besuchen darf, um ihre Konzert-fotos zu archivieren. Dann trifft Hausmeister Klaffki in einer kritischen Situation die richtige Entscheidung – und verhilft Fred zu einer zweiten Chance.

Susann Pásztor erzählt in ihrem dritten Roman eine berührende Geschichte über die erstaunliche Entwicklung einer Vater-Sohn-Beziehung – unpathetisch und humorvoll, einfühlsam und mit sicherem Gespür für menschliche Gefühlslagen.

Fazit: Genau wie oben beschrieben. Das Buch gefällt mir sehr und ist wirklich lesenswert.

 

          

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft

von Dorothy Baker *

 

Dorothy Bakers 1938 erschienener Roman ist einer der besten, die je über den Jazz geschrieben wurde. Die bewegende und zugleich mitreißende Geschichte über den Aufstieg und Fall des Waisenjungen Rick Martin nimmt uns mit in die Jazzclubs von LA bis NY. Großartig. Das Buch die Schwestern habe ich letztes Jahr gelesen und war begeistert. Empfohlen von Buchzeichen.

Ein Roman wie ein traurig-schöner Song.  Rick Martin liebt die Musik, lange bevor er ein Mädchen liebt, und die Musik liebt ihn. Er kann eine Melodie derart schnell aufgreifen und durch den Raum tanzen lassen, dass es dem Boss des Cotton Club egal ist, ob Rick minderjährig ist. Und auch die schwarzen Jungs an der Bar scheren sich nicht darum, dass er einfach ein white kid aus den Slums von Los Angeles ist. Ricks zweite grosse Begabung ist die Freundschaft. Die schwarzen Jungs aus den Clubs, die er erst bewundert, bevor er schliesslich mit ihnen Musik macht, sind der Boden unter seinen Füssen, und sie werden noch da sein, viel später - nachdem er geheiratet und sich wieder getrennt hat, nachdem er ganz oben war, in den legendären Nightclubs von New York -, als das Glück seines Lebens aufgebraucht ist.   

Fazit: Ein wunderschöner Roman über den Jazz und die Musik. Diese Beschreibungen muss man lieben, um darin schwelgen zu können, sonst ist dieses Buch nicht schön und zu langweilig. Was auch noch erstaunlich für mich war ist, wie dieses Buch erzählt wird. Es gibt keine Dialoge, sondern die Geschichte wird von Jemandem erzählt, wie wenn wir durch ein Schlüsselloch schauen würden. Sehr speziell! 

 

 

          

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kieferninseln

von Marion Poschmann

 

Gilbert Silvester, Privatdozent und Bartforscher im Rahmen eines universitären Drittmittelprojekts, steht unter Schock. Letzte Nacht hat er geträumt, dass seine Frau ihn betrügt. In einer absurden Kurz-schlusshandlung verlässt er sie, steigt ins erstbeste Flugzeug und reist nach Japan, um Abstand zu gewinnen. Dort fallen ihm die Reisebeschreibungen des klassischen Dichters Bashō in die Hände, und plötzlich hat er ein Ziel: Wie die alten Wandermönche möchte auch er den Mond über den Kieferninseln sehen. Auf der traditionsreichen Pilgerroute könnte er sich in der Betrachtung der Natur verlieren und seinen inneren Aufruhr hinter sich lassen. Aber noch vor dem Start trifft er auf den Studenten Yosa, der mit einer ganz anderen Reiselektüre unterwegs ist, dem Complete Manual of Suicide.

Die Kieferninseln ist ein Roman von meisterhafter Leichtigkeit: tiefgründig, humorvoll, spannend, zu Herzen gehend. Im Teeland Japan mischen sich Licht und Schatten, das Freudianische Über-Ich und die dunklen Götter des Shintōismus. Und die alte Frage wird neu gestellt: Ist das Leben am Ende ein Traum.

Fazit: Dies ist ein literarisch, psychologisch hochstehendes Buch und schwer verständlich. Trotzdem schön zu lesen und mit einem speziellen Ende. 

 

Die Sendung 52 beste Bücher hat einen 1 stündigen Beitrag mit Interview und Hörproben aus dem Buch gesendet.

 

https://www.srf.ch/sendungen/52-beste-buecher/die-kieferninseln-von-marion-poschmann

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Terranauten

von T.C. Boyle *

 

Die Welt ist draußen, wir sind drinnen: Unter einer riesigen Glasglocke proben vier Männer und vier Frauen zwei Jahre lang das Überleben in einer künstlichen Natur. Das Experiment dient als Vorbereitung für eine Mars-Mission – doch für T.C. Boyle ist es vor allem ein soziales Experiment. Wie die Kandidaten es nicht erwarten können, wirklich "auserwählt" zu werden, und wie dann nach und nach das Paradies zum Gefängnis wird, das schildert Boyle in seinem neuen, genialen Roman mit einer Mischung aus Ironie und Mitgefühl. Was erwartet die Menschheit von solchen Versuchen? Warum tun Menschen sich das an? Und warum platzen manche vor Neid, bloß weil sie nicht dabei sein dürfen? Ein grandioser Blick auf unsere selbstverliebte Eventgesellschaft.

Fazit: Dieser Roman beruht auf einem wahren Experiment: der Biosphere 2, in den 70iger Jahren. Das Thema: ist es möglich eine 2. Welt zu schaffen, wenn wir unsere Erde komplett kaputt gemacht haben? Ein spannendes Buch, mit Längen und trotzdem will man immer weiter lesen. Viele Intrigen, Gemeinheiten, Neid und Sex kommen vor, aber ist das Leben nicht auch sonst so? Ich bin ein Fan von T.C. Boyle, wobei mir diese Buch weniger gefällt als andere. Es ist nicht so literarisch, sondern ist im Ton wie es im normalen Leben zugeht. Er selbst ist schon eine verschrobene Figur und seine Bücher eben auch. Gerade deswegen gefallen mir seine Bücher und Themen. Kein Mainstream!

 

       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich komme

von Emmanuelle Bayamack-Tam *

 

Drei grosse Erzählungen bilden das innere Gerüst dieses unbehausten Zuhauses: Tochter, Mutter und Grossmutter liefern uns drei Versionen der unbequemen Wirklichkeit: Nelly, die älteste, zieht ihr Resümee und findet nur Bedauern; Gladys, die Mutter, will sich für ihre Lebensunfähigkeit rechtfertigen, was in einen wutent-brannten rhetorischen Rachefeldzug mündet; und schliesslich Charonne, erst von den Eltern, dann von den Adoptiveltern aufgegeben, ihrer Hautfarbe wegen als »schwarz« wahrgenommen und zudem noch übergewichtig. Sie ist die Einsamste unter den Ausgestossenen, doch gerade sie strahlt eine unerschöpfliche Energie aus.

In ihrem scharfsinnigen Sittenbild macht Emmanuelle Bayamack-Tam diese Tochter zur Heldin mit der Kraft, eine Welt zu entwerfen, in die das Leben wieder einzieht. Wie eine provokative Prophezeiung ruft sie aus: »Ich komme!«

Fazit: hier geht es um Rassismus, das Leben zur Hölle machen, das Alter und die Familie die zum Hassobjekt wird. Ein Buch das an die Grenzen des erträglichen geht. Der erste Teil liest sich etwas harzig. Im zweiten und dritten Teil bekommt das Buch dann Schwung und endet mit einem offenen Ende. Lesenswert? Na ja geht so.

 

     

      

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Leute von Privileg Hill *

von Jane Gardam

 

Dass Jane Gardam hinreissende Romane schreibt, ist bekannt. Nun ist ein weiterer Schatz zu heben: Gardams Erzählungen, für die sie berühmt ist und mit Alice Munro und Katherine Mansfield verglichen wird. Hetty, die Familienmutter, die bei der Begegnung mit ihrem ehemaligen Liebhaber in einen somnambulen Zustand gerät. Annie, die Schriftstellerin, die sich gegen Neugier und Gier entscheidet und ein Geheimnis dem Meer übergibt. Der verstummte chinesische Junge, der in England einen vom Himmel gestürzten Schwan rettet und plötzlich zur Sprache zurückfindet. Sie alle berühren uns und entwickeln ein Eigenleben, das über die Geschichten hinausgeht – in jeder dieser Erzählungen steckt die Verheissung eines Romans.

Fazit: wer gerne Kurzgeschichten liest, ist mit diesem Buch gut bedient. Ganz tolle Geschichtejn und "very british".

     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Hauptstadt

von Robert Menasse *

 

Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das für Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in einem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; "zu den Akten legen2 wäre zu viel gesagt, denn die sind unauffindbar. Und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Think-Tank der Kommission vor den Denkbeauftragten aller Länder Worte sprechen, die seine letzten sein könnten.

In seinem neuen Roman spannt Robert Menasse einen weiten Bogen zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und grossen Gefühlen. 

Und was macht Brüssel? Es sucht einen Namen – für das Schwein, das durch die Strassen läuft. Und David de Vriend bekommt ein Begräbnis, das stillschweigend zum Begräbnis einer ganzen Epoche wird: der Epoche der Scham.

Fazit: ein tolles Buch  für alle die am Thema Europa inter-essiert sind. Spannend, bis auf den mittleren Teil, der etwas langatmig und langweilig ist, dafür aber im letzten Teil zu einem gewaltigen Finale kommt. Die verschiedenen Pesperktiven und die Rückblenden haben mir besonders gut gefallen. Hier kommt gang Europa zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mercy Seat

von Elizabeth Harley Winthrop *

 

Louisiana, die 1940er-Jahre, ein elektrischer Stuhl wird in die kleine Stadt St. Martinsville gebracht für die geplante Hinrichtung eines jungen Schwarzen namens Will, der ein weisses Mädchen vergewaltigt haben soll. In Wirklichkeit ist sie seine Geliebte gewesen, die sich aus Verzweiflung umgebracht hat und ihm nun nicht mehr helfen kann. Alle wissen, dass das Todesurteil ein Skandal ist, aber sogar Will selbst hat aus Trauer und Schuldgefühlen innerlich eingewilligt, und weisse Wutbürger drohen dem zweifelnden Staatsanwalt mit der Entführung seines Sohnes.

Nach einer wahren Begebenheit, psychologisch fein und in einer an William Faulkner erinnernden multiperspektivischen Intensität erzählt Elizabeth Winthrop die tragischen Ereignisse bis zum überraschenden Ende. Ein meisterhaftes Buch, das man nicht mehr aus der Hand legt und das niemanden kaltlassen wird.

Fazit: Ein wahnsinnig gutes Buch! Auch wenn es aus den dunklen Zeiten der Schwarzen in der USA handelt. Die kurzen Kapitel sind angenehm zum Lesen, jedoch springen so die Perspektiven immer hin und her und oft muss ich überlegen welche Person wer ist. Lesenswert !

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stille

von Erling Kagge *

 

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je? Lange hat Erling Kagge sich mit diesen drei Fragen beschäftigt. Angeregt durch Freunde und Wegbegleiter wie Marina Abramović, Jon Fosse, Elon Musk, Børge Ousland und Oliver Sacks, ist er in seinem Buch zu dreiunddreissig Antworten gekommen. Entstanden ist ein Wegweiser für den modernen Menschen auf seiner Suche nach Stille, Ruhe, Frieden – überall dort, wo es laut ist.

Fazit: ein Buch das in der heutigen lauten Zeit zur Ruhe ruft. Einfach zu lesen und in kurzen Kapitel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was ist euch nicht erzählte

von Celeste Ng (sprich Ing)

 

"Lydia ist tot." Der erste Satz, ein Schlag, eine Katastrophe. Am Morgen des 3. Mai 1977 erscheint sie nicht zum Frühstück. Am folgenden Tag findet die Polizei Lydias Leiche. Mord oder Selbstmord? 

Die Lieblingstochter von James und Marilyn Leewar ein ruhiges, strebsames und intelligentes Mädchen. Für den älteren Bruder Nathan steht fest, dass der gutaussehende Jack an Lydias Tod Schuld hat. Marilyn, die ehrgeizige Mutter, geht manisch auf Spurensuche. James, Sohn chinesischer Einwanderer, bricht vor Trauer um die Tochter das Herz. Allein die stille Hannah ahnt etwas von den Problemen der grossen Schwester. Was bedeutet es, sein Leben in die Hand zu nehmen? Welche Kraft hat all das Ungesagte, das Menschen oft in einem privaten Abgrund gefangen hält? Nur der Leser erfährt am Ende, was sich in jener Nacht wirklich ereignet hat.

Fazit: Dieses Buch liesst sich fast wie ein Krimi und ist doch keiner. Familienromane sind ja meine Lieblingsbücher und dieser hier ist ein Hit! Ein sehr feinfühliger Roman über die Verflechtungen und Beziehungen in einer Familie, die nicht nach den normalen Konventionen der 70er Jahre lebt. Könnte eines meiner Lieblingsbücher 2018 werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie hoch die Wasser steigen

von Anja Kampmann *

 

Wenzel Groszak, Ölbohrarbeiter auf einer Plattform mitten im Meer, verliert in einer stürmischen Nacht seinen einzigen Freund. Nach dessen Tod reist Wenzel nach Ungarn, bringt dessen Sachen zur Familie. Und jetzt? Soll er zurück auf eine Plattform? Vor der westafrikanischen Küste wird er seine Arbeitskleider wegwerfen, wird über Malta und Italien aufbrechen nach Norden, in ein erloschenes Ruhrgebiet, seine frühere Heimat. Und je näher er seiner grossen Liebe Milena kommt, desto offener scheint ihm, ob er noch zurückfinden kann. Anja Kampmanns überraschender Roman erzählt in dichter, poetischer Sprache von der Rückkehr aus der Fremde, vom Versuch, aus einer bodenlosen Arbeitswelt zurückzufinden ins eigene Leben.

Fazit: Dieser Roman, in seiner poetischen Sprache, hat mir gut gefallen, aber auch viel Ausdauer gekostet.  Die Rückkehr von Wenzel ist  in Form eines Road Movies geschrieben, kommt aber nur sehr langsam voran.  Der Roman springt vom Road Movie immer in Rückblenden zurück und so weiss man oft nicht was wann geschieht. Das buch ist anspruchsvoll zu lesen, aber lesenswert. Die Bloggerin "Die Buchkönig" hat darüber geschrieben und ist voll des Lobes.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Idaho

von Emily Ruskovich *

 

Ann liebt Wade. Gemeinsam leben sie in einem einsamen Haus in Idaho, doch Wade entgleitet das Gedächnis. Und Ann, seine zweite Ehefrau, hätte so viele Fragen, die sie ihm nie zu stellen wagte. Was geau an dem Tag passiert, als Wades jüngere Tochter May durch einen Beilhieb zu Tode kam? Ihre Mutter Jenny sitz seither im Gefängnis, die Schwester June verschwand während des Unglücks im tiefen Wald. Emily Ruskovich geht es nicht darum, alle Antworten zu geben, die diese Familientragödie betreffen. Ihr Roman kreist um das Thema Verlust eines Kindes, eines Lebens und des eigenen Bewusstseins. In einer besonderen, fast lyrischen Sprache erkundet die Autorin das vemeintlich Böse in uns, und doch leuchtet in ihrer Prosa der Glauben an die menschliche Liebe.

Fazit: Hier geht es nicht um einen "Spannungsroman", sondern um ein starkes, kraftvolles und lyrisches Debüt, das uns zeigt,wie fragil das Leben doch ist. Tolle Beschreibungen der Einsamkeit, der Abgeschiedenheit, als auch der inneren Einsamkeit der Protagonisten. Vieles im Roman wird nicht aufgelöst und nur durch Gedankengänge angedeutet. Auch der melancholische, lyrische Ton besticht. Hat mir sehr gut gefallen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Staub

von Sonja Leiber *

 

Als Kind verbringt Jonas Blaum ein Jahr in Saudi-Arabien – der Vater, ein Mediziner, verfolgt in Riad seine eigenwilligen Vorstel-lungen von Heilung. Den Deutschen fällt es nicht leicht, sich den unge-wohnten Landessitten anzupassen, und als eines Tages das jüngste Kind der Blaums spurlos verschwin-det und wenig später verstört und sprachlos wiederauftaucht, kehrt die Familie überstürzt nach Deutschland zurück.

Im Sommer 2014 reist Jonas Blaum, mittlerweile selbst Arzt, suchtkrank und von Zweifeln geplagt, erneut in den Nahen Osten, diesmal nach Amman. Dort wird ihm ein Junge in die Obhut gegeben, der ihn an den grössten Verlust seines Lebens erinnert. Blaum kann dem Kind nicht helfen, und als er den Jungen bei einem Aufenthalt in Jerusalem verliert, ergibt sich für den Arzt ein beängstigender Verdacht.

In bedrängenden Bildern erzählt Svenja Leiber von einer individuellen Katastrophe und der einer ganzen Region. Der Wettlauf um das Leben eines Kindes wird dabei zum Sinnbild für einen doppelten Kampf: gegen die Erstarrung des Einzelnen im Korsett gesellschaftlicher Zuschreibungen, gegen die Macht symbolischer Ordnungen und überalterter Systeme.

Fazit: Ein schwer zu lesendes Buch, welches erst ab der zweiten Hälfte Schwung bekommt. Vieles wird nur angedeutet und muss man sich selbst ausmalen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mahlstrom *

von Yael Inokai

 

Am Anfang steht Barbara. Barbara, die sich mit zweiundzwanzig im Fluss ertränkt. Ihr Tod, der im ganzen Dorf die Telefone schellen lässt, bringt die anderen zum Reden: ihren Bruder Adam, ihre Freundin Nora und Yann, den Eindringling, der aus der Stadt neu zugezogen war. Sie alle sind mit der Verstorbenen und den Zwillingen Annemarie und Hans zur Schule. Es waren kinderreiche Zeiten, und die Enge im Elternhaus trieb die Kinder nach draussen. Doch unter den Erinnerungen an das Jagen über die Felder oder jenes Streichholzspiel auf dem Pausenhof liegt etwas anderes, Unausgesprochenes begraben: In einer unbeobachteten Nacht verübten sie ein Gewaltverbrechen an einem von ihnen. 

Einen starken Sog auslösend, erzählt Mahlstrom die Geschichte sechs junger Menschen, die in einer dicht verwobenen Dorfgemeinschaft herangewachsen sind. Zugleich geschützt und bedroht von den engen Banden, sind sie im Erwachsenenleben angekommen und stecken doch noch knietief in ihrer Kindheit. Erst Barbaras Selbstmord bringt den Stein ins Rollen und zwingt die Übriggebliebenen, sich mehr als zehn Jahre nach dem Verbrechen dem Geschehenen zu stellen.

Fazit: das Buch hat mich sehr beeindruckt. Was mit Kinderseelen unter der Oberfläche alles so passiert, machte mich nachdenklich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rot vor Augen 

von Lina Meruane

 

Eine junge Frau wird von einer Sekunde auf die andere blind. Auf einer Party, irgendwo in New York. Erst sieht sie Rot, dann ist alles grau und sie erkennt nur noch Schemen. Die Ärzte hatten sie gewarnt, dennoch war sie auf den Moment nicht vorbereitet. Sie wird Hilfe brauchen ab jetzt, angewiesen sein auf ihren Freund, der im Nebenraum feiert und noch nichts ahnt. In diesem autobiografisch inspirierten Roman erzählt Lina Meruane mit messerscharfer Sprache, was es heisst, wenn plötzlich die gewohnte Orientierung fehlt, sich der Blick statt nach aussen nach innen richtet und man nur noch Erinnerungen sieht, wenn die übrigen Sinne Purzelbäume schlagen. Was es bedeutet, abhängig zu sein von der Familie, den Freunden, den Ärzten – und wenn eine Operation mit ungewissem Ausgang darüber entscheidet, wie das Leben weitergeht.

 

Mehr dazu unter folgendem Link:

https://www.srf.ch/sendungen/52-beste-buecher/rot-vor-augen-von-lina-meruane

 

Fazit: Ein Buch das unter die Haut geht und fasziniert. Mit nur 200 Seiten und kurzen Kapiteln gut zu lesen. Aber es braucht auch starke Nerven, vorallem gegen Schluss.

 

 

Juni 2018 / 4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Töchter

von Lucy Fricke

 

Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Eine letzte, finale Fahrt soll es werden, doch nichts endet, wie man es sich vorgestellt hat, schon gar nicht das Leben.

Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha. Die wenigsten Frauen lachten über das Unglück, schon gar nicht über ihr eigenes. Frauen redeten darüber, bis sie weinten und nichts mehr zu retten war. Was das Leiden betraf, verstanden Frauen keinen Spass.

Mit einem Humor aus Notwehr und einer Wahrhaftigkeit, die wehtut, erzählt Lucy Fricke von Frauen in der Mitte ihres Lebens, von Abschieden, die niemandem erspart bleiben und von Vätern, die zu früh verschwinden. Eine groteske Reise Richtung Süden, durch die Schweiz, Italien, bis nach Griechenland, immer tiefer hinein in die Abgründe der eigenen Geschichte. Und die Frage ist nicht, woher wir kommen, sondern: Wie finden wir da wieder raus?

Fazit: Dieses Buch ist unglaublich ..., spannend, komisch, humorvoll, einfallsreich, gut und erst noch nu 240 Seiten lang. Einfach lesen!!!

 

Juli 2018/1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das deutsche Krokodil

von Ijoma Mangold

 

Ijoma Alexander Mangold lautet sein vollständiger Name; er hat dunkle Haut, dunkle Locken. In den siebziger Jahren wächst er in Heidelberg auf. Seine Mutter stammt aus Schlesien, sein Vater ist aus Nigeria nach Deutschland gekommen, um sich zum Facharzt für Kinderchirurgie ausbilden zu lassen. Weil es so verabredet war, geht er nach kurzer Zeit nach Afrika zurück und gründet dort eine neue Familie. Erst zweiundzwanzig Jahre später meldet er sich wieder und bringt Unruhe in die Verhältnisse. Ijoma Mangold, heute einer unserer besten Literaturkritiker, erinnert sich an seine Kindheits- und Jugendjahre. Wie wuchs man als 'Mischlingskind' und 'Mulatte' in der Bundesrepublik auf? Wie geht man um mit einem ab-wesenden Vater? Wie verhalten sich Rasse und Klasse zueinander? Und womit fällt man in Deutschland mehr aus dem Rahmen, mit einer dunklen Haut oder mit einer Leidenschaft für Thomas Mann und Richard Wagner? Erzählend beantwortet Mangold diese Lebensfragen, hält er seine Geschichte und deren dramatische Wendungen fest, die Erlebnisse mit seiner deutschen und mit seiner afrikanischen Familie. Und nicht zuletzt seine überraschenden Erfahrungen mit sich selbst.

 

In der Sternstunde Philosophie erklärt Ijoma Mangold, was es auf sich hat, wenn man seine Herkunft kennt. Die Sendung ist hier nachzuhören

https://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-philosophie/ijoma-mangold-was-hat-meine-herkunft-mit-mir-zu-tun

 

Fazit: Eine so schöne Biogrphie habe ich noch nie gelsen und erst noch mit Tiefgang. Ein wundbares Buch.

 

 

 

August 20178/1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Herr Kato spielt Familie *

von Milena Michiko Flasar

 

Die Tage dehnen sich, und zugleich schnurrt die Zeit zusammen. Die Uhr läuft ab, dabei könnte es gerade erst losgehen. Ob ein kleiner weisser Spitz daran etwas ändern würde? 

Den ehemaligen Kollegen hat er immer beneidet. Um den Ruhestand, das Motorrad und die neue Freiheit. Doch jetzt steht er selbst frisch verrentet auf den bemoosten Treppen vor seinem Haus und weiss nicht wohin. Eine Krawatte braucht er nicht mehr, zu Hause ist er im Weg, die Kinder sind längst ausgezogen. Ob die junge Frau, die er jüngst auf dem Friedhof getroffen hat, ihm nur etwas vormacht, vermag er nicht zu sagen. Er ist aus der Übung. Und dennoch nimmt er ihren Vorschlag an, lässt sich von ihrer Agentur »Happy family« mal als Opa, mal als Exmann, dann wieder als Vorgesetzter engagieren und trifft auf fremde Menschen und Schicksale. Er spielt seine Rollen gut, und seine Frau bekommt von alledem nichts mit. Sie hat wieder angefangen zu tanzen …

Ein nachdenkliches Buch über Erinnerungen und unerfüllte Träume, über Glücksmomente und Wendepunkte. Milena Michiko Flašar zeichnet mit wenigen Strichen, beredten Bildern und unnachahmlicher Wärme ein ganz gewöhnliches, ganz einzigartiges Leben.

Fazit: dieses kleine Buch ist zwar hübsch zu lesen, hat mich aber überhaupt nicht in den Bann gezogen. Eigentlich Schade.

 

 

A

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Achtzehn Hiebe *

von Assad Gavron 

 

Alles begann mit den Liebesgeschichten zwischen zwei britischen Soldaten und zwei jüdischen Mädchen im Palästina des Jahres 1946. 

Eitan Einoch ist Taxifahrer im heutigen Tel Aviv. Als junger Mann machte er Karriere in der Hightech-Branche, dann hat er innerhalb einer Woche drei Terroranschläge überlebt und wurde kurzfristig berühmt. Nun, zehn Jahre später, ist er geschieden, fiebert den Tagen entgegen, an denen er seine Tochter sehen darf, geht an zwei Abenden die Woche zum Boxen und unterhält seine Fahrgäste. Doch alles ändert sich, als er den Auftrag bekommt, eine charmante alte Dame täglich zum Friedhof zu fahren. Die Lebensgeschichte von Lotta Perl fasziniert ihn, und jeden Tag erfährt er ein bisschen mehr über ihre grosse Liebe zu dem britischen Soldaten, den sie gerade begraben hat, und über das Leben in Palästina kurz vor der Gründung des Staates Israel. Als Lotta plötzlich spurlos verschwindet, will Eitan herausfinden, was geschehen ist, jetzt, in Tel Aviv, und damals in Haifa …

Fazit:  Diese Krimikomödie entlockt einem ab und zu ein Schmunzeln und unterhält auf leichte Art. Dazwischen gibts geschichtlichen Hintergrund zur Gründung von Israel und der britischen Mandatsbesetzung. Trotzdem gibts im Buch so einige Wiederholungen die mich langweilten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stadt der Steine *

von Xiaolu Guo

 

Als die junge Chinesin Coral eines Tages einen getrockneten Aal aus ihrem Heimatdorf zugeschickt bekommt, bricht die Vergangenheit mit Macht über sie herein. In ihrer winzigen Wohnung im lärmenden Beijing erscheint er ihr wie ein Bote aus einer längst vergessenen Welt: das ärmliche Fischerdorf an der ostchinesischen Küste, in dem sie aufwuchs, die gewaltigen Stürme, die wortkargen Menschen mit Herzen aus Stein, gefangen in ihren strengen Traditionen. Und Coral erinnerst sich an die tief in ihrem Inneren vergrabenen Erlebnisse, die damals in ihr nur einen einzigen Wunsch wachsen liessen – diesem Ort zu entkommen und sich weit fort in der pulsierenden Metropole ein neues Leben aufzubauen.

Fazit: Dieses Buch ist im ähnlichen Stil geschrieben wie "Im fernen Osten", der Biographie von Guo Xiaolu. Aber diese Geschichte hat zum teil sehr traurige und schreckliche Beschreibungen, die einem mitnehmen und dann wieder auch so hoffnungsvolle Seiten, dass man wieder fröhlich wird. Lesenswert, wenn man sich für China interesssiert.

 

 August 2018 / 4 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von dieser Welt

von James Baldwin *

 

John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, sexuell unschlüssig, seine einzige Waffe zur Selbstverteidigung ist sein Verstand.

Aber was nützt es, von den weissen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei hässlich und wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. John sehnt sich danach, selbst über sein Schicksal zu entscheiden, nicht sein Vater, den er trotz allem liebt, nicht ein Gott, den er trotz allem sucht. Als am Tag von Johns vierzehntem Geburtstag sein Bruder Roy von Messerstichen schwer verletzt nach Hause kommt, wagt John einen mutigen Schritt, der nicht nur sein eigenes Leben verändern wird.

Fazit: ein sehr schweres Buch. Ein Klassiker aus alten Zeiten, neu aufgelegt,  wunderbar erzählt, aber die vielen Abschnitte mit Kirche, Gebet ect wurden mir zu viel. Ich habs trotzdem fertig gelesen, weil die Themen über den Rassismus auch heute noch Gültigkeit haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kleine Feuer überall

von Celeste Ng (sprich: Ing) *

 

Es brennt! In jedem der Schlafzimmer hat jemand Feuer gelegt. Fassungslos steht Elena Richardson im Bademantel und den Tennisschuhen ihres Sohnes draussen auf dem Rasen und starrt in die Flammen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Erfahrung gemacht, »dass Leidenschaft so gefährlich ist wie Feuer«. Deshalb passte sie so gut nach Shaker Heights, den wohlhabenden Vorort von Cleveland, Ohio, in dem der Aussenanstrich der Häuser ebenso geregelt ist wie das Alltagsleben seiner Bewohner. Ihr Mann ist Partner einer Anwaltskanzlei, sie selbst schreibt Kolumnen für die Lokalzeitung, die vier halbwüchsigen Kinder sind bis auf das jüngste, Isabel, wohlgeraten. Doch es brennt. Elenas scheinbar unanfechtbares Idyll – alles Asche und Rauch?

Fazit: Dieses Buch beginnt fulminant mit einem brennenden Haus und mit der Beschreibung vom Leben der Familie Richardson und ihrer vier Kinder. Zuerst langweilt man sich ein wenig ob den ausführlichen Beschreibungen der Charaktere und der Jungmannschaft. Doch plötzlich nimmt die Geschichte Fahrt auf und wird so spannend, dass man das Buch nicht mehr aus den Händen legen möchte. Das Buch ist aber überhaupt nicht oberflächlich sondern einfach gut und lesenswert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Patria

von Fernando Aramburu, 697 S *

 

„Patria“ heisst Vaterland, Heimat. Aber was ist Heimat? Die beiden Frauen und ihre Familien, um die es in Fernando Aramburus von der Kritik gefeierten und mit den grössten spanischen Literaturpreisen ausgezeichneten Roman geht, sehen ihre Heimat mit verschiedenen Augen.

Ein epochemachender Roman über Schuld und Vergebung, Freundschaft und Liebe, der zeigt, wie die grosse Politik den inneren Kern einer Gemeinschaft zerstören kann und wie lange es dauert, bis die Menschen wieder zueinander finden.

Fazit: Von diesem Buch bin ich hell begeistert. Dieser Roman ist spannend, familiär, politisch (endlich weiss ich wie das mit der ETA geht) tiefgreifend und für mich ev mein Lieblingsbuch für das Jahr 2018.

 

Hier gehts zur Buchbesprechung von Druckfrisch mit Denis Scheck:

 

http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/sendung/fernando-aramburu-patria-100.html

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Königskinder

von Alex Capus, 176 S *

 

Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der Französischen Revolution, ihren Anfang nimmt.

Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der Französischen Revolution, ihren Anfang nimmt.

Fazit: Eine wunderbar schöne Liebesgeschichte, in leichtem  und spielerischem Ton geschrieben, hervorragend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle ausser mir *

von Melandri Francesca, 608 S

 

Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzig-jährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit »ja« beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen – bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters … Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben. 

Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschi-chte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher ver-drängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien u Eritrea bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüch-teten – und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was be-deutet es, zufällig im »richtigen« Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?

Fazit: Diese Buch hat mich unheimlich fasziniert. Wie diese italienische Familie beschrieben wird, man sieht alles plastisch. Dann kommt da sehr viel Politik, Italiens Geschichte, Faschismus, Kolonien ect. vor. Sehr viel gelernt.  Die erste Hälfte war einfach zu lesen. Im zweiten Teil brauchst dann schon Ausdauer, der Schluss ist eine Überraschung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schlafende Erinnerungen *

von Patrick Modiani,

101 S

 

Der Vater trifft sich mit dubiosen Russen auf dem Schwarzmarkt, die Mutter ist Schauspielerin in Pigalle. Der Sohn, in Paris auf sich allein gestellt, verkehrt mit rätselhaften Frauen: Mit Madeleine Péraud, einer Esoterikspezialistin, teilt er die Liebe zu bestimmten Büchern. Sie bietet ihm an, bei ihr einzuziehen. Madame Hubersen entführt ihn abends nach Versailles. Mit einer dritten Frau, die in einer fremden Wohnung einen Mann erschossen hat, wird er fliehen und ihr helfen, die Spuren zu verwischen. Fünfzig Jahre später versucht der Erzähler, seine Jugenderinnerungen wie Teile eines Puzzles zusammenzufügen. Nobelpreisträger Modiano vermischt dabei auf unnachahmliche Weise Traum und Wirklichkeit.

Fazit: Das erste Buch nach dem Nobelpreis für Literatur. Modiano fährt mit seinem speziellen melancholischen Stil fort. In diesem Erinnerungsbuch muss man gar nicht versuchen alles zu verstehen, da die Erinnerung immer vieles verklärt. Einfach der betörenden Erzählung folgen, der Sprache und den Stimmungen folgen und die Rätsel sacken lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Altes Land *

von Dörte Hansen, 288 S

 

Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreussen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem grossen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Strassen tragen – und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.  

Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine Familie.

Fazit: ein wunderbar feines Buch, eine Familiengeschichte die im 2. Weltkrieg beginnt u bis in die heitige Zeit reicht und Themen streift, die auch heute sehr aktuell sind. An die Seite der traurigen Themen vom Krieg, Armut , seelische Vernachlässigung, stellt Dörte Hansen den feinen Humor und  ihre Begabung der Beobachtung mit der sie die verschiedenen Personen charkaterisiert. Das finde ich einfach toll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier ist noch alles möglich *

von Gianna Molinari, 192 S

 

Eine junge Frau wird als Nachtwächterin in einer Verpackungsfabrik einge-stellt. Abend für Abend macht sie ihren Rundgang, kontrolliert die Zäune. Ein Wolf soll in das Gelände eingedrungen sein. Mit jeder Nachtschicht wird die Suche nach dem Wolf mehr zu einer Suche nach sich selbst und zur Frage nach den Grenzen, die wir ziehen, um das zu schützen, woran wir glauben. 

"Gianna Molinari nimmt uns an Bord einer literarischen Forschungsreise zu den Terrae Incognitae der Gegenwart, nimmt uns vom vermeintlich sicheren Ufer mit ins offene Meer.“ Ruth Schweikert.

Fazit: Diese Neuentdeckung, die beim schweizerischen Literaturturpreis 2018 auf der Shortliste steht, ist ein ganz spezieller Roman. In kurzen Sätzen und prägnanter Sprache schreibt Gianna Molinari und zieht so eine unheimliche Szenerie auf. Alles ist hintergründig und mit doppelter Moral, so ähnlich wie im Märchen nur auf eine moderne Art.

Das Buch ist spannend geschrieben, wird mir wohl für immer im Kopf bleiben und doch fehlt mir noch was. Vielleicht die Wärme?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Seil

von Erich Hackt, 128 S

 

Wie es dazu kam, dass der stille, wortkarge Kunsthandwerker Reinhold Duschka in der Zeit des Naziterrors in Wien zwei Menschenleben rettete. Wie es ihm gelang, die Jüdin Regina Steinig und ihre Tochter Lucia vier Jahre lang in seiner Werkstatt zu verstecken. Wie sie zu dritt, an ein unsichtbares Seil gebunden, mit Glück und dank gegenseitigem Vertrauen überlebten. Was nachher geschah. Und warum uns diese Geschichte so nahegeht.

Fazit: Ein kleines und kurzes Buch, so intensiv geschrieben, unbedingt lesen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Launen der Zeit 

von Anne Tyler, 303 S

 

1967 kehrt sie nach der Schule zurück, und ihre launische Mutter hat ohne ein Wort des Abschiedes die Familie vorübergehend verlassen. Als sie 1977 einen Heiratsantrag bekommt, wird sie vor die Wahl gestellt, ihr Studium fallenzulassen. Und 1997 ist sie bereits eine junge Witwe und versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. 

Fazit: Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil, das sind etwa 1/3 des Buches wird, in drei Kapiteln zuerst die Kinder und Jugendzeit, dann die Collegezeit und im dritten Kapitel die Familienzeit beschrieben, Das liest sich sehr spannend. Im zweiten Teil wird dann die Zeit im Alter erzählt und zwar in einem ganz anderen Styl. Das ganze Buch ist so ziemlich amerikanisch. Der erste Teil hat mir sehr gut gefallen, der zweite nur so lala. Schon früh merkt man wie die Geschichte ausgehen wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lempi, das ist Liebe *

von Minna Rytisalo, S 222

 

Der junge Bauernsohn Viljami hat sich in Lempi, die Tochter des Laden-besitzers aus der kleinen Stadt Rovaniemi in Lapp-land, verliebt. Hals über Kopf heiraten sie, und Lempi, der das Landleben fremd ist, zieht zu Viljami auf den Hof. Um sie zu entlasten, stellt ihr Mann die Magd Elli ein, die insgeheim selbst gern an seiner Seite wäre. Nach einem einzigen glücklichen Sommer wird Viljami 1943 zum Kriegsdienst eingezogen. Als er zurückkehrt, ist die Stadt zerstört und Lempi verschwunden. Dass sie wie ihre Zwillingsschwester mit einem Offizier nach Deutschland gegangen sei, kann er sich nicht vorstellen. Vielschichtig, emotional und mitreissend erzählt Minna Rytisalo in ihrem Debütroman von der Liebe.

Fazit: Dieses wunderbare Buch kann ich nur empfehlen. In drei Teilen und von drei verschiedenen Personen wird Lempi beschrieben. Dies ist sehr kunstvoll und in einer schönen poetischen Sprache gemacht. Zudem lernt man viel über Finnland und  die Lappen während des 2. Weltkrieges. Eine Perle!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der letzte Schnee

von Arno Camenisch, S  99

 

Ein Winter in den Bündner Bergen. Was tun, wenn der grosse Schnee ausbleibt - und mit ihm die Gäste? Paul und Georg stehen wie jedes Jahr an ihrem alten Schlepplift, so schnell bringt den ordentlichen Georg nichts aus der Ruhe und den grossen Fabulierer Paul nichts zum Schweigen. Zu allem fällt ihm eine Geschichte ein, um das grosse Verschwinden aufzuhalten und die verkehrte Welt wieder ins Lot zu bringen. Er redet über die Kapriolen des Wetters und über das Glück des Lebens, er spricht über seine grosse Liebe Claire und über den Sohn, der macht, was er will. Er erzählt vom Leben in den Bergen, von Vorfahren und Vorbildern, von Sieg und Niederlage, Schule und Erziehung, und räsonniert über die zeitlosen Fragen nach Herkunft und Zukunft. Arno Camenisch beschreibt auf seine unverkennbar eigenwillige Art bildstark und präzise vom Ende und Verschwinden in einem Tal im Wandel der Zeit, während der Schlepplift im Hintergrund regelmässig rattert wie der Lauf der Welt.

Fazit: einfach gut wie Arno Camenisch den Lauf der Welt im kleinen erzählt, humorvoll und mit viel Dialekt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Fliegengötting

von Hansjörg Schertenleib, S 174 *

 

Dass sie in ihrem gemeinsamen Haus sterben wollen, haben sie sich versprochen. Hier sind ihre Kinder aufgewachsen, hier hat ihr Leben stattgefunden. Immer wollten sie füreinander da sein. Bis zuletzt. Sich gegenseitig erlösen, wenn einer von ihnen nicht mehr weiter kann. Seit über fünfzig Jahren sind die Irin Eilis und der Holländer Willem verheiratet. Zwei Jahre sind seit ihrer Alzheimer-Diagnose vergangen. Aufopferungsvoll kümmert er sich um seine geliebte Frau und kann doch nur zusehen, wie sie immer weiter verschwindet, jeden Tag ein bisschen mehr. Und auch Willem macht das Alter zu schaffen. Die Zeit verschwimmt in seinem Kopf, da hilft auch der Abreisskalender in der Küche nicht, den ihm sein Jugendfreund Fonsy empfohlen hat. Willem ist am Ende seiner Zuversicht, seiner Kraft, und er denkt an das Versprechen, das Eilis und er sich gegeben haben ... 

Vor dem Hintergrund der rauen Küsten Irlands entwirft Hansjörg Schertenleib das Porträt einer grossen geglückten Liebe, erzählt ehrlich und anrührend von Fürsorge und Zärtlichkeit, Überforderung und Hilflosigkeit, Erinnern und Vergessen.

Fazit: ein berührendes und feinfühliges Buch über das Altwerden, aber ohne Sentimentalität. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zopf *

von Laetitia Colombani, S 180

 

Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit.

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.

Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei aussergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

Fazit: So richtig eine schöne Lektüre, gut verständlich unispannend, jedoch nicht oberflächlich geschrieben. Beste Unterhaltung.

 

 Dezember 2018 / 6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kriegslicht *

von Michael Indaatje, S 320 

 

Nach Kriegsende wird der vierzehnjährige Nathaniel mit seiner Schwester Rachel von den Eltern in London zurückgelassen. Der geheimnisvolle „Falter“, der sie in Obhut genommen hat, und dessen exzen-trische Freunde kümmern sich fürsorglich um sie. Wer aber sind diese Menschen wirklich? Und was hat es zu bedeuten, dass die Mutter nach langem Schweigen aus dem Nichts wieder zurückkehrt? „Meine Sünden sind vielfältig“, wiederholt sie, mehr gibt sie nicht preis. Als er erwachsen ist, beginnt Nathaniel die geheime Vergangenheit seiner Mutter als Spionin im Kalten Krieg aufzuspüren. Fünfundzwanzig Jahre nach dem „Englischen Patienten“ hat Michael Ondaatje ein neues Meisterwerk geschrieben.

Fazit: Für mich ist das kein Meisterwerk, sondern ein sehr düsteres und langfädiges Buch, bei dem ich bis zum Schluss das Gefühl hatte, nicht alles verstanden zu haben. Das Buch ist zweigeteilt: im ersten Teil wird die Gefühlswelt und die Unverständlichkeit der zurückgebliebenen Kinder behandelt, im zweiten Teil geht es darum, wie die Nachforschungen von Nathadaniel über seine Mutter Stück für Stück zum Vorschein kommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Adressat unbekannt

Kathrine Kressmann Taylor

 

Der Deutsche Martin Schulse und der amerikanische Jude Max Eisenstein betreiben in den USA eine gut gehende Kunstgalerie. 1932 entscheidet sich Schulse, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Eisenstein betreibt die gemeinsame Galerie in San Francisco weiter. Die beiden Männer bleiben in Kontakt und tauschen sich in ihren Briefen über Berufliches und Privates aus. Zunächst scheint die Freundschaft nicht unter der räumlichen Trennung zu leiden. Doch Schulse, der die politischen Entwicklungen in Deutschland anfangs noch kritisch betrachtete, entwickelt sich nach und nach zum bekennenden Nationalsozialisten.

Adressat unbekannt, 1938 erstmals veröffentlicht, ist ein Buch von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtübernahme, schildert dieses Meisterwerk die dramatische Entwicklung einer Freundschaft und die Geschichte einer bitterbösen Rache. »Ich habe nie auf weniger Seiten ein grösseres Drama gelesen. Diese Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertrefflicher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort zuviel, keines fehlt ... Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben«, resümiert Elke Heidenreich in ihrem Nachwort.

Fazit: Dieses kleine Büchlein ist in einer Stunde gelesen und hat mich einfach total fasziniert. Unbedingt lesen!

 

 

 

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Die Länderflaggen beziehen sich auf die Herkunft des Autors/der Autorin.

Seit 26.05.2016

Überarbeitet Februar 2018