Unterleuten von Juli Zeh, S. 640
Manchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf "Unterleuten" irgendwo in Brandenburg. Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten, von den kleinen Häusern, die sich Stadtflüchtlinge aus Berlin gerne kaufen, um sich den Traum von einem unschuldigen und unverdorbenen Leben ausserhalb der Hauptstadthektik zu erfüllen. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark in unmittelbarer Nähe der Ortschaft errichten will, brechen Streitigkeiten wieder auf, die lange Zeit unterdrückt wurden. Denn da ist nicht nur der Gegensatz zwischen den neu zugezogenen Berliner Aussteigern, die mit grossstädtischer Selbstgerechtigkeit und Arroganz und wenig Sensibilität in sämtliche Fettnäpfchen der Provinz treten. Da ist auch der nach wie vor untergründig schwelende Konflikt zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern. Kein Wunder, dass im Dorf schon bald die Hölle los ist.
Fazit: Für diesen dicken Schmöcker braucht es zwar etwas Geduld, aber das Buch bleibt immer spannend und die Kapitel sind kurz. Gegen Ende des Buches spitzen sich die Ereignisse etwas zu stark zu und wirken etwas skuril. Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Oft musste ich lachen und den Kopf schütteln.
Der Unruhestifter von Hai Jin, S. 256
Als Reporter einer kleinen New Yorker Nachrichtenagentur schreibt Feng Danlin für eine Website, die Exilchinesen weltweit mit aktuellen Nachrichten versorgt. Bei den Lesern beliebt für seine klugen, stets prinzipientreuen Kommentare, verheisst der neueste Auftrag seines Chefs allerdings nicht Gutes für ihn: Er soll seine Exfrau ausspionieren, die als literarischer Star international gross rauskommen will und sich dafür offenbar nicht zu schade ist, mit Peking und Washington gleichermassen unter einer Decke zu stecken. Moralisch wie persönlich tief verletzt von dieser Skrupellosigkeit, will Danlin sie als Heuchlerin entlarven und verstrickt sich in immer krudere Verschwörungs-theorien. Schliesslich legt er sich mit allen Seiten an und wird seine gesamte journalistische Raffinesse aufbringen müssen, will er heil aus dieser Sache wieder herauskommen.
Fazit: Das Buch ist sehr gut geschrieben, einfach und gut verständlich, ein Pageturner. Trotzdem war ich über das Ende erstaunt. Besser als ein Krimi, es gibt keine Toten
Geister von Nathan Hill, S. 864 *
Ein Anruf der Anwaltskanzlei Rogers & Rogers verändert schlagartig das Leben des Literaturprofessors Samuel Anderson. Er, der als Kind von seiner Mutter verlassen wurde, soll nun für sie bürgen: Nach ihrem tätlichen Angriff auf einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten verlangt man von ihm, die Integrität einer Frau zu bezeugen, die er seit mehr als zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Ein Gedanke, der ihm zunächst völlig abwegig erscheint. Doch Samuel will auch endlich begreifen, was damals wirklich geschehen ist. Ein allumfassender, mitreissender Roman über Liebe, Unabhängigkeit, Verrat und die lebenslange Hoffnung auf Erlösung, ein Familienroman und zugleich eine pointierte Gesellschaftsgeschichte von den Chicagoer Aufständen 1968 bis zu Occupy Wall Street.
Fazit: Dieser dicke Schmöcker braucht am Anfang etwas Geduld, bis man die verschiedenen Stränge zusammen-bringt. Aber es lohnt sich, vorallem die ersten 100 Seiten aufmerksam zu lesen, in denen manches etwas langfädig wirkt. Aber danach bekommt dieses Buch Sogwirkung und man kann es nicht mehr auf die Seite legen.
Die verschleierte Gefahr von Jana Ramadan, S
Sachbuch *
»Der Islam gehört nicht zu Deutschland«, sagt Zana Ramadani. »Muslime gehören zu Deutschland – aber nur, wenn sie sich dieser Gesellschaft anpassen.« Doch das kann nicht gelingen, solange die überkommenen Regeln einer vormodernen Religion auf die heutige westliche Welt angewendet werden und muslimische Mütter frauenfeindliche Werte an ihre Kinder weitergeben. Als Tochter einer muslimischen Einwandererfamilie nennt Zana Ramadani Dinge beim Namen, die sich sonst kaum jemand zu sagen traut: »Die muslimischen Frauen herrschen in der Familie. Ihre Töchter erziehen sie zu willenlosen Lemmingen, ihre Söhne zu verwöhnten Machos – und weil diese Hätschel-Machos damit im Leben scheitern, zu den nächsten Radikalen.« In ihrem Buch plädiert Zana Ramadani für eine offene, schonungslose Auseinandersetzung und macht deutlich: Ohne die muslimischen Mütter kann Integration nicht gelingen. Zana Ramadani ist eine der meinungsstärksten islamkritischen Stimmen Deutschlands. Für die engagierte Menschenrechtsaktivistin ist klar: Ein Islam, der den Koran wortwörtlich nimmt und Regeln aus dem Mittelalter einfordert, der Frauen missachtet und junge Männer radikalisiert, der die westliche Kultur und die hier existierenden Gesetze ablehnt, gehört nicht zu Deutschland. Als Tochter einer muslimischen Einwandererfamilie erlebte auch Zana Ramadani Gewalt und Unterdrückung. Schnell lernte sie: Es sind oft die muslimischen Mütter, die in den Familien herrschen, indem sie die frauenfeindlichen Werte, unter denen sie selbst gelitten haben, an ihre Kinder weitergeben. In ihrem Buch macht Zana Ramadani deutlich, dass die Integration von Muslimen in unsere Gesellschaft nicht gelingen kann, solange muslimische Mütter ihre Söhne zu verwöhnten Machos und ihre Töchter zu Gehorsam und Anpassung erziehen. Gleichzeitig stellt sie klar: Wir müssen aufhören, den politischen Islam und die fortdauernde Diskriminierung der muslimischen Frau als kulturelle Eigenart zu verharmlosen, wenn wir unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung verteidigen wollen.
Fazit: Hier spricht jemand Klartext. Ob Richtig oder Falsch muss jeder selbst urteilen.
Zwischen Ihnen von Richard Ford, S 14
Mit siebzehn verliebt sich Edna Akin aus Arkansas in Parker Ford, einen Jungen vom Land mit den durchscheinend hellblauen Ford-Augen. Sie heiraten und beginnen ein
Nomadenleben in den Südstaaten der USA - Parker arbeitet als Handlungsreisender. Die 30er Jahre ziehen vorbei wie ein langes Wochenende, ungezählte Meilen, Cocktails, Hotelzimmer: New Orleans,
Texarcana, Memphis. Die Geborgenheit, die es in ihrer Welt, dem Amerika der frühen Ford-Romane, nicht gibt, finden sie beieinander. Dann kommt ein einziges spätes Kind zur Welt - und alles ändert
sich. "Zwischen ihnen" ist Richard Fords intimstes Buch: ein literarisches Memoir über seine Eltern und ein atmosphärisches Porträt des Lebens in den USA Mitte des 20. Jahrhunderts.
Fazit: Ein kurzes Buch, das ein Zeitportrai tdes Allltags der amerikanischen 30/40er Jahre zeichnet, aber vorallem das Leben der Eltern von Richard Ford.
Dies ist sehr liebevoll beschrieben und führt zum Nachdenken über die eigenen Wurzeln.
Der Wille des Volkes von Charles Lewinsky, S 383
Charles Lewinskys souverän erzählter Krimi spielt in einer unheimlichen Szenerie: in einer Zukunft, in der die Schweiz allein von einer national-populistischen Partei regiert wird. Der pensionierte Journalist Kurt Weilemann erhält eine rätselhafte Botschaft von einem Kollegen, der kurz darauf stirbt. Weilemann will den Mord aufklären, bekommt es aber zuerst mit der Politik und dann bald mit der Angst zu tun, denn die Leute, die hier offensichtlich einen Mord durch einen weiteren vertuschen möchten, scheinen an entscheidenden Machtpositionen im neuen Staatsapparat zu sitzen. Mächtig genug, dass sie auch ihn verschwinden lassen könnten – und die Wahrheit gleich dazu.
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Autopsie des Vaters von Pascal Kramer, S. 169
Ania hat ihren Vater jahrelang kaum gesehen. Da erreicht sie eines Tages ein Anruf seiner neuen Frau: Gabriel hat in der Nacht Selbstmord begangen. Der Freitod scheint im Zusammenhang mit dem Skandal zu stehen, den der als linker Intellektueller bekannte Radiojournalist ausgelöst hat, als er öffentlich Partei für zwei junge Einheimische ergriff, die an seinem Wohnort einen afrikanischen Sans-Papiers brutal ermordet haben.
Als sich Ania zur Beerdigung in der Pariser Peripherie aufmacht, schlägt ihr in dem tief gespaltenen Dorf eine hasserfüllte Atmosphäre entgegen. Aber auch in ihrem alten Elternhaus stösst sie einzig auf Fremdheit und muss sich die Frage stellen, wie es dazu kommen konnte, dass ihr Vater eine solch unerträgliche Wendung vollzog. Pascale Kramer seziert in Autopsie des Vaters ein Land im Kippzustand. Das Skalpell ansetzend, erzählt sie vom Wegschauen, von der Abschottung einer ganzen Gesellschaftsschicht und wirft gleichzeitig ein schmerzhaft klares Licht auf das Innerste einer Familie, die verpasste Verständigung zwischen Vater und Tochter.
Fazit: Dieses schmale Buch ist für mich der Hit! Unbedingt lesen und im Radio die Buchbesprechung "52 beste Bücher"vom 3.9.2017 mit Luzia Stettler und Pascale Kramer hören. Dies dauert ca 1 Stunde, ist es aber wert und es werden viele Auszüge aus dem Buch vorgelesen.
Gehen, Ging, Gegangen von Jenny Erpenbeck, S. 350*
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiss womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Fazit: Dieses Buch hat mir gut gefallen. Der klare Stil und die ruhige Art zu einem aktuellen und traurigen Thema ist hier fantastisch umgesetzt. Trotzdem kommt auf keiner Seite Langeweile auf. Dieses Buch regt zum Nachdenken an.
Die drei Sonnen von Cixin Liu, S 591
Von Denis Scheck: Als allererstes heute möchte ich Ihnen einen Roman vorstellen, der das Aufregendste und Innovativste ist, was ich im Genre der Science Fiction in den letzten 30 Jahren gelesen habe. "Die drei Sonnen" beginnt lässt in den Gewaltexzessen der Kulturrevolution in den 1960er Jahren.
Dieser Roman kommt mit sehr viel Vorschusslorbeeren zu uns. Nicht nur hat er so gut wie alle wichtigen SF-Preise erhalten, er hat auch prominente Fürsprecher gefunden. So etwa Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder den US-amerikanischen Ex-Präsidenten Barack Obama, der die große Phantasie des Autors preist und wörtlich erklärte, die Lektüre habe ihm "wirklich Spaß gemacht, vor allem weil meine täglichen Probleme mit dem Kongress dagegen ziemlich klein wirkten – wie etwas, um das man sich keine Sorgen machen muss."
Genau darin liegt ja der Reiz der Science Fiction: Sie relativiert unsere irdischen Probleme im kosmischen Maßstab. Cixin Liu vermag nicht nur spannend von offenen Fragen der Mathematik und Astronomie zu erzählen. Genauso elektrisierend und einsichtsreich vermittelt er auch, wie das Leid seiner Charaktere in der Kulturrevolution den Samen legt zu Handlungen, die zur Auslöschung der Menschheit führen könnten. Die einzig echten Aliens sind eben immer noch wir selbst.
Cixin Liu erzählt von nichts weniger als dem größtmöglichen Verrat an der Menschheit: Was wäre, so spekuliert der Autor, wenn es tatsächlich zu einem Kontakt mit einer außerirdischen Intelligenz käme, und ein fanatisierter Teil der Menschheit sich gegen ihre eigene Rasse in den Dienst der Außerirdischen stellte?
"Die drei Sonnen" ist der erste Band einer Trilogie. Grausam wie die chinesische Kulturrevolution. Genial wie chinesische Kultur. Sublim wie die chinesische Küche. Also vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue, und lesen Sie "Die drei Sonnen" von Cixin Liu.
Fazit: Ich lese eigentlich keine Fantasie Romane. Aber die die Beschreibung von Denis Scheck hat mich neugierig gemacht. Trotzdem kannn ich mich für diese Art von Büchern nicht begeistern. Ich habe mich durchgequält. Für mich ist Literatur etwas anderes. Die Phantasien und Ideen in diesem Buch finde ich eigentlich fantastisch. Aber die Sprache und all die Mathematik und Physik waren mir dann doch zuviel.
Ein Mann der fällt von Ulrike Edschmid, S 188
Sommer 1986. Berlin-Charlottenburg. Ein Mann steht auf der Leiter und streicht die Decke einer Altbauwohnung, in die er mit seiner Gefährtin einziehen will. Da verliert er das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe. Danach ist nichts mehr, wie es war. Brutaler hätte der Aufbruch zweier Menschen in die gemeinsame Zukunft kaum scheitern können. Doch was wie ein Ende erscheint, geht langsam über in die Erforschung eines unbekannten Kontinents: des eigenen Lebens. Der Kampf mit der Querschnittslähmung und die erzwungene Verlangsamung des Alltags müssen sich in einer Umgebung behaupten, die sich mit dem Mauerfall rasant verändert. Iranische Oppositionelle, russische Neureiche, Roma-Flüchtlinge aus dem zerfallenden Jugoslawien ziehen ein. Jahrzehnte vergehen, die Wohnung im Eckhaus bleibt Beobachtungsstation und Zufluchtsort, ausgesetzt und geschützt zugleich. Unten auf der Strasse wird das Leben nicht nur schneller, sondern lauter, roher, gewalttätiger. Dann leert sich das Haus. Am Ende bleibt das alte Liebespaar und der lebenslange Versuch, stand-zuhalten.
Fazit: Das Buch mit 188 Seiten ist dicht bedruckt und in relative kurze Kapitel eingeteilt und dadurch gut lesbar. Inhaltlich ist es aber eher schwere Kost. Mir hat die gute Beobachtungsgabe der Schriftstellerin sehr gefallen und der Stil ihrer Sprache. Etwas nüchtern aber spannend.
Der Club von Takis Würger, S. 238
Hans Stichler stammt aus einfachen Verhältnissen. Als ihm seine einzige Verwandte ein Stipendium für die Universität in Cambridge vermittelt und er als Gegenleistung dort ein Verbrechen aufklären soll, weiss er noch nicht, worauf er sich einlässt. Er schafft es, Mitglied im elitären Pitt Club zu werden, und verliebt sich in Charlotte, die ihn in die Bräuche der Snobs einweiht. Schon bald muss er feststellen: Vor der Kulisse alter Chesterfield-Sessel, kristallener Kronleuchter, Intarsienmöbel und Tiertrophäen ereignen sich Dinge, über die keiner spricht. Und auch Charlotte scheint etwas zu verbergen. Hinter den schweren Türen des legendären Pitt Clubs wird Hans vor die Wahl gestellt, ob er das Falsche tun soll, um das Richtige zu erreichen.
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Die Ruhelosen von Karine Tuil, S 500
Furios erzählt Karine Tuil von Menschen, die getrieben sind von dem Wunsch nach Anerkennung, Geld und Macht – und beinah tragisch daran scheitern. Ein grandioses Gesell-schaftspanorama unserer Zeit. Der Aufstieg des brillanten Managers François Vély scheint unaufhaltsam. Bis seine Exfrau sich aus dem Fenster stürzt, als sie erfährt, dass er wieder heiraten will. Der Tragödie folgt die Entdeckung, dass seine neue Lebensgefährtin in eine Affäre mit einem Offizier verstrickt ist, der völlig traumatisiert aus Afghanistan heimkehrt. Ausserdem wird Vély ein Mediencoup zum Verhängnis, man bezichtigt ihn des Rassismus und Sexismus. Als er persönlich und beruflich am Ende ist, ergreift ausgerechnet der Politiker Osman Diboula Partei für ihn – dabei ist Diboula bekannt als Wortführer gegen eine weisse gesellschaftliche Elite. Wenige Wochen später kommt es im Irak zu einer Begegnung aller Beteiligten, die für Vély fatale Konsequenzen hat.
Fazit: Ein ungemein spannendes und bewegendes Lese-vergnügen. Es führt vor Augen, was heute in Politik und Wirtschaft so abgeht und ist dabei nicht belehrend. Zum Teil hat es knallharte Passagen, und zeigt uns die inneren und äusseren Kriege der heutigen Zivilisation.
Herz auf Eis von Isabelle Autissier, S. 224
Sie sind jung und verliebt und haben alles, was sie brauchen. Aber ihr Pariser Leben langweilt sie, also nehmen Louise und Ludovic ein Sabbatjahr und umsegeln die Welt. Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel vor Kap Hoorn reisst ein Sturm ihre Jacht und damit jegliche Verbindung zur Aussenwelt mit sich fort. Was als kleiner Ausbruch aus dem Alltagsleben moderner Grossstädter gedacht war, mündet urplötzlich in einen existenziellen Kampf gegen Hunger und Kälte. Nicht weniger aufreibend ist das psychologische Drama, das sich zwischen den Partnern entspinnt. Wer trägt die Schuld an der Misere? Wer behält die Nerven und trifft die richtigen Entscheidungen? Und was wird aus der Liebe, wenn es ums nackte Überleben geht? Herz auf Eis ist ein Psychothriller der Emotionen – und die einsame Insel ein Sinnbild für alle grossen Heraus-forderungen, denen sich die Liebe zuweilen stellen muss.
Fazit:Was als Abenteuer beginnt endet als Alptraum. Ein gut und spannend geschriebenes Buch über die Liebe, die Beziehung, den Überlebenswille. Macht sehr nachdenklich, da man sich oft fragt wie hätte ich in dieser Situtation gehandelt. Auf 224 Seiten pure Spannung.
Gott, hilf dem Kind von Toni Morrison, S. 204
Keine andere Autorin hat über die Jahrzehnte hin den Rassenkonflikt in Amerika so konsequent und leidenschaftlich beschrieben wie die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. "Gott, hilf dem Kind" setzt den mit "Jazz" begonnenen Zyklus fort, in dem Morrison die Situation der Schwarzen in den USA beleuchtet. Ein weiterer grosser Roman der im Kampf gegen Rassismus engagierten Autorin.
Lula Ann ist ein so tiefschwarzes Baby, dass ihre Mutter Sweetness bei der Geburt fast zu Tode erschrickt und der Vater die junge Familie auf der Stelle verlässt, weil er nicht glauben kann, dass dieses Kind von ihm ist. Sweetness erzieht Lula Ann zu Gehorsam und Unterwürfigkeit, nur nicht auffallen, aus Angst vor rassistischen Angriffen.
Doch die heranwachsende Tochter sträubt sich gegen die verordnete Angepasstheit. Sie ändert ihren Namen, in Bride, kleidet sich in provokant strahlendes Weiss, macht Karriere bei einer Kosmetikfirma, verliebt sich in einen geheimnisvollen Mann und befreit sich auf ihre Weise von der Vergangenheit.
Zwei starke Frauen, zwei verschiedene Lebensentwürfe, in dem Versuch, sich zu schützen und gleichzeitig zu behaupten. Ein Roman, der zur Weltliteratur gehört.
Fazit:ein temporeicher kurzer Roman über das verdrängte Thema des Rassismus in den Vereinigten Staaten, sprachlich, inhaltlich und im Aufbau der Geschichte ein Highlight.
Familienleben von Viola Roggenkamp, 437 S
Hamburg 1967. In einer alten, abbruchreifen Villa im feinen Harvestehude wacht Alma Schiefer liebevoll und unerbittlich über das Leben ihrer Familie. Fania ist 13, ihre zickige Schwester 17. Die Töchter wissen, dass ihre jüdische Mutter nur mit Hilfe des Vaters überlebt hat. Und die Grossmutter, auch sie eine Überlebende, hält einmal im Monat mit ihren Freundinnen ein »Theresienstädter Kränzchen« ab.
Fazit: Dieses Buch habe ich noch in meinem Fundus gefunden. Zuerst dachte ich, dass das so eine langweilige Familiengeschichte aus einer 13-jährigen Perspektive ist. Das Buch zeigt deutlich, wie schwer die jüdische Gesellschaft es in Deutschland der Nachkriegszeit hatte und ist zumdem die Geschichte einer Selbstfung aus der Denge und Verzauberung der familären Innenwelt nac draussen. Hat mir gut gefallen. Es ist aber eher ein leiser, dafür oft humorvoller Roman.
Gott ist nicht schüchtern vom Olga Grjasnowa
Das ist der Roman der Stunde. Ein Buch über zwei junge Menschen aus Syrien, deren Leben durch Revolution, Bürgerkrieg und Flucht umgewälzt wird: Amal, die junge Schauspielerin, und Hammoudi, der angehende Arzt. Sie sind beide nicht sonderlich an Politik interessiert, aber danach fragt niemand, wenn ein Land im Chaos versinkt. Beider Wege trennen sich, ein Frachtschiff soll sie, ein Schlauchboot ihn nach Europa bringen – erst in Berlin sehen sich wieder. Und fangen – irgendwie – ein neues Leben an.
Olga Grjasnowa, die aus Aserbaidschan nach Deutschland gekommen und mit einem Syrer verheiratet ist, hat eine erschütternde Fluchtgeschichte geschrieben, die uns mehr abverlangt als die Schlagzeilen aus der Zeitung. Als Hammoudi ins überladene Schlauchboot steigt, sagt ein kleiner Junge: "Weißt du, es ist nicht schlimm, wenn wir sterben, ich will nur nicht zurück."
Fazit: Dieses Buch beschreibt in starken Bildern, den sinnlosen Krieg in Syrien, sowie das Flüchtlingselend des Syrischen Krieges und braucht darum auch starke Nerven. Ein Buch aus unserer Zeit, das mich sehr beeindruck hat und das man gelesen haben muss.
Morgen kommt ein neuer Himmel
von Lori Nelson Spielman
Können Träume glücklich machen? Eine Mutter zeigt ihrer Tochter den Weg, ihre wahren Träume zu verwirklichen. Ein berührender Roman über die eine Liebe, die uns ein Leben lang nicht verlässt. Wer verscheucht die Monster aus unseren Albträumen? Wer tröstet uns bei Liebeskummer?Und wer kennt uns besser, als wir uns selber kennen? Als Brett 14 Jahre alt war, hatte sie noch grosse Pläne für ihr Leben, festgehalten auf einer Liste mit Lebenszielen. Heute, mit 34 Jahren, ist die Liste vergessen und Brett mit dem zufrieden, was sie hat: einen Freund, einen Job, eine schicke Wohnung.Doch als ihre Mutter Elizabeth stirbt, taucht die Liste wieder auf: Aus dem Mülleimer gefischt, hat ihre Mutter die Liste aufgehoben, und deren Erfüllung zur Bedingung gemacht, damit Brett ihr Erbe erhält – und zwar innerhalb von 12 Monaten. Aber Brett ist nicht mehr das Mädchen von damals. Ein Baby bekommen? Das hat sie schon lange ad acta gelegt. Ein Pferd kaufen? In ihrer Wohnung sind nicht mal Haustiere erlaubt. Eine gute Beziehung zu ihrem Vater aufbauen? Ha – der ist seit sieben Jahren tot. Sich verlieben? Die einzig wahre, grosse Liebe gibt es doch nur im Film. Um sie bei der Erfüllung ihrer Ziele zu unterstützen, hat ihre Mutter Brett mehrere Briefe hinterlassen. Wütend, enttäuscht und verletzt liest Brett den ersten Brief – und ist überwältigt von der liebevollen und fürsorglichen Nachricht ihrer Mutter, die gespürt hat, dass Brett in ihrem Leben nicht glücklich ist. Die Briefe ihrer Mutter rufen Brett dazu auf, ihre Träume nicht aufzugeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen – denn nur sie selbst kann es ändern …Kann Elizabeth ihrer Tochter dabei helfen, sich selbst wiederzufinden?
Fazit: ein richtig kitschiger Pageturner, der einem zu Herzen geht und vor Augen hält, was die wichtigen Dinge im Leben sind.
Sterben von Cory Taylor
2015 erfährt Cory Taylor, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. In nur wenigen Wochen hat sie ihre Memoiren verfasst, die kurz vor ihrem Tod im Juli 2016 erschienen. Auf bemerkenswerte Weise reflektiert sie über den Sinn der Zeit, die ihr noch bleibt. Sie lässt uns teilhaben an ihrer Erfahrung, was das Sterben sie gelehrt hat. Der universellen Frage über ein Leben nach dem Tod begegnet sie als nicht-religiöser Mensch in einer für sie selbst überraschenden spirituellen Form. Ergreifend und zutiefst weise sind ihre Gedanken über das Sterben, die zugleich eine Hymne an das Leben sind.
Fazit: wer sich mit dem Älter werden und Sterben befasst, muss dieses Buch gelesen haben. Gut verständlich und überhaupt nicht sentimental.
Hart auf Hart von T.C. Boyle, 396 S
Absoluter Freiheitsanspruch und Verfolgungswahn – T. C. Boyle erkundet in seinem neuen Roman die dunkle Seite der USA. Adam, den seine Eltern nach etlichen Schulverweisen und Therapiesitzungen aufgegeben haben, ist eine wandelnde Zeitbombe: In der Wildnis, wo er ein Schlafmohnfeld angelegt hat, führt er ein Einsiedlerleben und hortet Waffen gegen imaginäre Feinde. Aber es gibt jemanden, der sich in ihn verliebt. Sara hat ebenfalls ausreichend Feindbilder: Spiessertum, Globalisierung, Verschwörer und die Staatsgewalt. Als sie Adam am Strassenrand aufgabelt, beginnt eine leidenschaftliche Liaison. Doch bald merkt Sara, dass Adam es ernst meint mit den Feinden, sehr ernst.
Fazit: Boyle wie er leibt und lebt: Systemkritisch bis hin zum bitteren Zynismus widmet er "Hart auf Hart" den Außenseitern, den Kritikern, die mehr oder weniger auf der Strecke bleiben - kurz: dem Schattendasein im american way of life. Ein imposantes, nachdenklich stimmendes Werk, das man schwerlich aus der Hand legt. Ein wirklich starker Roman, den man gelesen haben sollte.
Die unbekannte Terroristin von Richard Flanagan *
In einem Fussballstadion werden drei Bomben entdeckt, und Gina Davis verbringt eine Nacht mit einem Fremden. Als sie aufwacht, ist der Mann verschwunden und sie eine mutmassliche Terroristin. Noch bevor sie sich stellen und alles aufklären kann, entgleitet ihr die Kontrolle über ihr gesamtes Leben. Wer soll ihr noch glauben? Sogar sie selbst kann sich der endlosen Schleife der Fernsehbilder kaum entziehen: Tariq und sie auf den Bildern der Über-wachungskameras, Schnitt. Die Bomben im Stadion, Schnitt. Anschläge in Städten auf der ganzen Welt. Gina wird klar, dass diese gigantische politische und mediale Maschinerie nicht mehr zu stoppen ist. In nur drei Tagen ist aus ihr ein vollkommen anderer Mensch geworden: Sie ist der Feind. Sie ist die Angst vor der Bedrohung durch das Unbekannte, das unsere Welt dieser Tage in Schrecken versetzt.
Fazit: Das Buch ist sehr spannend und mehr als ein Krimi. Es zeigt deutlich, wie schnell man sein Hoffnungen verliert u vom rechten Weg abkommt. Ein Buch, dass einem nachdenklich zurück lässt.
Kraft von Jonas Löscher, S 235
Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford Uni versity, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen …
Fazit: Diese hochgelobte Buch konnte ich nicht fertig lesen. Von diesem Buch verstehe ich kaum etwas. Zischendurch hat es Passagen die in einer Sprache geschrieben sind die ich verstehe. Sonst ist diese Sprache für mich eine Katastrophe
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Zwei Schwestern von Dorothy Baker, 278 S
Als Cassandra Edwards sich zur Hochzeit ihrer Zwillingsschwester Judith aufmacht, hat sie vor allem eines im Sinn: die Vermählung zu verhindern. Was will ihre hochmusikalische Schwester mit irgendeinem durch-schnittlichen, jungen Arzt? Kompromisse und Mittelmass sind ihr ein Gräuel, und sich selbst treu zu bleiben, ist in ihrer Familie oberstes Gebot. Wird Cassandra auf der Suche nach sich selbst in ihrer symbiotischen Beziehung zu Judith gefangen bleiben? Wird Judith sich aus der beklemmenden schwesterlichen Zweisamkeit befreien können? Beiden steht eine existenzielle Herausforderung bevor.
Fazit: Wie findet man zu sich selbst und wie führt man ein eigenständiges Leben, wenn man von einer eineiigen Zwillingsschwester bzw. einem eineiigen Zwillingsbruder von Geburt an gespiegelt wird? Davon erzählt Dorothy Baker in ihrem Roman "Zwei Schwestern". Die eigentliche Handlung erstreckt sich lediglich über wenige Tage, aber aus Erinnerungen der Hauptfiguren erfahren wir auch etwas über die Vorgeschichte. Gegliedert ist das Buch in drei Kapitel. Im mittleren Teil tritt Judith, die ruhigere der beiden Schwestern, als Ich-Erzählerin auf, in den beiden anderen Abschnitten hören wir Cassandra. Die gesamte Darstellung ist also subjektiv gefärbt. Es gibt weder objektive Beschreibungen noch einen auktorialen Erzähler, der etwas erläutert oder sachlich kommentiert. Stattdessen erschließt sich das psychische Drama aus Dialogen und inneren Monologen. Dass vieles erst einmal nur angedeutet wird, nährt die Neugier des Lesers und sorgt für Spannung. "Zwei Schwestern" ist eine mitreißende Lektüre. Dafür sorgen auch ein hohes Tempo (vor allem in den Abschnitten, in denen wir der verzweifelten Cassandra zuhören) und ein meisterhaft komponierter Rhythmus. Im Text funkeln immer wieder Witz und Ironie. Überhaupt ist "Zwei Schwestern" trotz des ernsten Themas und tragischer Wendungen ein leicht zu lesender, unterhaltsamer Roman. Ein tolles Buch!
Meine geniale Freundin von Elena Ferrand, S. 423
Lila und Elena sind schon seit ihrer Kindheit Freundinnen, obwohl sie grundverschieden sind und manchmal sogar in Streitigkeiten gelangen. Die erste ist dynamisch und kann sich dem konservartiven, strengen Lebenstil eines ärmlichen Viertels im Neapel der 50er Jahre nicht leicht unterwerfen und anpassen. Elena hingegen ist schüchterner und introvertierter. Beide wollen jedoch insgeheim diesem Leben entfliehen und suchen schon als junge Mädchen Auswege. So begleiten wir die beiden bis zu ihrem jungen Erwachsenenalter und werden eins mit ihnen durch diese bildreiche und poetische Schriftweise der Autorin. Gleichzeitig aber werden wir auch mit der Aggresivität und oftmals Brutalität der Männerwelt zur damaligen Zeit konfrontiert, die mir manchmal schier unglaublich vorkam. Und doch gelingt es Ferrante diese Situationen als ein alltägliches Ereignis so zu beschrieben, dass man sich dem Zeitstil kurz nach dem ersten Schock einfach lesend anpasst.
Fazit: Das Buch hat zwar sehr viel Lob eingeheimst, ich bin jedoch damit nicht warm geworden. Trotzdem habe ich das Buch fertig gelesen. Immer diese Kindheitserinnerungen! Ich selbst kann mich gar nicht an so viele Details erinnern, deshalb ist einfach vieles davon Phantasie, was ja auch schön sein kann.
Ein Monat auf dem Land von J.L. Carr
J.L. Carr erzählt von einen Mann, der aus der Hölle kommt: aus der Hölle des belgischen Örtchens Passendale in der dritten Flandernschlacht des Ersten Weltkriegs. Aus dem Grauen des Grabenkrieges hat der Veteran hat ein unkontrollierbares Zucken im Gesicht und ein Stottern zurückbehalten – sowie tiefere, nicht sichtbare Spuren, die ihn in seinen Träumen heimsuchen. "Wir hatten unsere gefallenen Kameraden abgeschüttelt", lässt Carr seinen Ich-Erzähler denken. "Allerdings nur bei Tage.Nachts, im Dunkeln, kehrten sie zu uns zurück, aber wir wollten nichts mehr von ihnen wissen: Sie gehörten jetzt zu einer anderen Welt – nun, zur Hölle, wenn man es so bezeichnen darf."
Mit der Hölle hat der Mann auch tagsüber zu tun, denn er ist Restaurator. Ein spleeniges Testament zwingt eine nordenglische Kirchengemeinde dazu, ein mittelalterliches Wandgemälde freilegen zu lassen, eine Darstellung des Jüngsten Gerichts. Einen Sommer lang wird unser Erzähler dazu in dem kleinen Dörfchen Oxgodby verbringen. Er wird sich während dieses Sommers verlieben, echte Freundschaft kennenlernen, profunde Einblicke in die Kunst gewinnen, sein Wertesystem neu durchdenken und vor allem erfahren, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Fazit: dieses Buch ist sehr zart, klug und einfühsam geschrieben. Ein kleines Büchlein für das man sich Zeit nehmen muss.
Mogador von Martin Mosebach, 370 S *
Nicht immer wird ein Sprung aus dem Fenster zum Sprung in eine andere Welt. Aber als der junge, auf der Karriereleiter seiner Bank schon ziemlich hoch hinaufgelangte Patrick Elff nach einem Gespräch im Polizeipräsidium aus dem Fenster springt, ist das der Beginn einer gefährlichen Reise. Er hat betrogen, die Entdeckung steht bevor. Nun sucht er Hilfe bei einem mächtigen marokkanischen Finanzmann, der ihm noch einen Gefallen schuldet, und flieht nach Mogador.
Mogador ist beides zugleich, Kriminalfall und Seelenreise, genaueste Wirklichkeitsbeobachtung und ins Dämonische ausschweifende Phantastik.
Fazit: Man liest dieses ausserordentliche Buch derart ge-bannt, dass man fast enttäuscht ist, sich nach rund 370 Seiten im eigenen Alltag wiederzufinden. Mir haben auch die schönen Beschreibungen von Marokko mit dem orientalischen Flair sehr gut gefallen.
Die Unvollkommenheit der Liebe von Elisabeth Strout, *
Als die Schriftstellerin Lucy Barton längere Zeit im Krankenhaus verbringen muss, erhält sie Besuch von ihrer Mutter, die sie jahrelang nicht mehr gesehen hat. Zunächst ist sie überglücklich. Doch mit den Gesprächen werden Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend wach, die sie längst hinter sich gelassen zu haben glaubte.
Der neue Roman von Elizabeth Strout ist ein psychologisches Meisterstück, zutiefst menschlich und berührend. Er erzählt die Geschichte einer Frau, die trotz aller Widrigkeiten ihren Weg geht, eine Geschichte über Mütter und Töchter und eine Geschichte über die Liebe, die, so gross sie auch sein mag, immer nur unvollkommen sein kann.
Fazit: Ein wunderbare, sehr leise erzählte und tiefgreifende Geschichte über eine grauenvolle Kindheit, das Leben danach und eine Mutter, die (vielleicht) nicht anders konnte.
Das Nest von Cynthia d'Aprix Sweeney,*
Melody, Jack, Bea und Leo sind Geschwister. Sie sind in ihren Vierzigern, stehen mitten im Leben und sie haben immer gewusst, sie würden eines Tages erben. Aber was, wenn die Erbschaft ausbleibt? Ein warmherziger, humorvoller und scharfsinniger Roman darüber, wie der Kampf ums Geld Lebensentwürfe und Familien durcheinanderbringen kann. Als Kinder haben sie einander geneckt, als Erwachsene verbindet die Geschwister Melody, Jack, Beatrice und Leo Plumb nur noch eine gemeinsame Erbschaft. Mitten in der Finanzkrise brauchen alle dringend Geld. Doch kurz bevor das Erbe ausbezahlt wird, verwendet ihre Mutter es, um Playboy Leo aus einer Notlage zu helfen. Unfreiwillig wiedervereint, müssen die Geschwister sich mit altem Groll und falschen Gewissheiten auseinandersetzen. Aber vor allem müssen sie irgendwo frisches Geld auf-treiben. Ein meisterhaft erzählter, böser und witziger Familienroman »Ein Roman wie gute dunkle Schokolade: elegant und bittersüss, so köstlich, dass man ihn in einer Nacht verschlingt."
Fazit: Cynthia D'Aprix Sweeneys viel gelobte und wunder-bare Familiensaga wandelt zwischen Komödie und Tragödie und ist ein genaues Gesellschaftsporträt postkapitalistischer Tage. Ein hinreissender und kluger Familienroman. Hat mir sehr gut gefallen, glänzende Unterhaltung.