bücher 2016

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nora Webster von Cola Toibin, 384 Seiten

 

Als ihr Mann viel zu früh stirbt, verfällt Nora Webster in einen Schockzustand. Es ist das provinzielle Irland der 60er Jahre, in dem sie nun versuchen muss, sich in einem selbstbestimmten Leben als Frau und Mutter von vier Kindern zurechtzufinden. Jeder kennt jeden in der kleinen Stadt, das macht all die Entscheidungen, die sie nun alleine fällen muss, nicht einfacher. Nora ist katholisch und unkonventionell, mit grimmiger Intelligenz sucht sie neue Wege für sich und ihre Kinder. In seinem grossen Roman gelingt Colm Tóibín das Porträt einer Frau, die die Unabhängigkeit ihrer Gefühle bewahrt. Nora Webster ist eine der bleibenden Frauenfiguren der Literatur.

 

Fazit: Das Buch hat mir gefallen, es ist aber nicht so leicht zu lesen. Es gibt viele Rückblenden und der Kleinstadtmief war für mich manchmal fast nicht auszuhalten. So musste ich mich oft überwinden weiter  zu lesen. Aber genau so war es in 1960er Jahren, man kann es sich heute fast nicht mehr vorstellen. Am Schluss des Buches wird das Buch etwas sentimental. Das ist schade, aber man sollte es trotzdem lesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schnell dein Leben von Sylvie Schenk, 160 Seiten

 

Mit grosser Klarheit und Wucht erzählt Sylvie Schenk die einfache Geschichte einer Frau aus den französischen Alpen, die sich während des Studiums in einen Deutschen veriebt. In ihrer eneuen Heimat ist alles schwierig und ihr Mann ganz anders, als sie ihn kennengelrnt hat. Zugleich erfährt éouisa immer mehr Details aus der Vergangenheit des autoritären Schwiegervaters, der im Krieg in Frankreich war. Dieses Buch ist die Entdeckung einer Autorin, die vor fünfzig Jahren nach Deutschland kam und ebenso viele Jahre vergehen lassen musste, um genau diesen Roman schreiben zu können - eine Befreiungsgeschichte, ein enuer Blick auf Nachkriegsdeutschland, ein Lebensbuch.

 

Fazit: Dieses nur 160 Seiten lange Buch hat mich so gefesselt wie schon lange keines mehr. Nebst dem Inhalt, der ganz schön unter die Haut geht, und auch das Tabu vom 2. Weltkrieg zu sprechen nicht auslässt, ist es die kurze, schnelle und präziese Sprache und die kurzen Kapitel, die je einem wichtigen Lebensabschnitt oder Vorkommnis gewidmet sind, die mir sehr gefallen haben. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die schwedischen Gummistiefel von Henning Mangel, 474 Seiten

 

Seit Fredrik Welin als Chirurg ein Kunstfeheler unterlief, lebt er allein auf einer einsamen Insel in den schwedischen Schären. Eines Tages, er ist fasst siebzig, nimmt sein Schicksal eine völlig neue Wendung: sein Haus brennt bis auf die Grudmauern nieder. Der Polizist verdächtigt ihn zunächst, er habe es selbst in Brand gesetzt. Doch so einfach liegen die Dinge nicht.

 

Fazit: Henning Mankells letzter Roman, ein grossartiges Portrait eines älteren Mannes, der mit seinem Leben ringt, ist nicht nur spannend von Anfang bis zum Schluss, er ist auch eine grosse Selbstbefragung, was weiss ich über die Menschen, die mir nahestehen? Was weiss ich letztlich über mich selbst und wo läuft die Grenze zwischen Gut und Böse? Unbedingt lesenswert!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Duell, Jost Zwagerman, 155 Seiten

 

Eine meisterhafte Satire auf den Kunstbetreib: Jelmer Verhooff ist der junge Direktor des »Hollands Museum« in Amsterdam, ein hipper Aufsteiger innerhalb der Kunstwelt. Nun aber muss sein Museum wegen Brandschutzmängeln geschlossen werden. Als letzte Ausstellung vor der Schliessung hat er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Junge holländische Künstler sollen sich mit Meisterwerken der Sammlung auseinandersetzen. Der Titel der Schau: »Duel. Dutch Artists Challenged by Modern Masters.« Besonders angetan ist er von einer jungen Malerin, die sich darauf spezialisiert hat, bedeutende Gemälde detailgenau zu kopieren. Diese wählt ein Schlüsselwerk von Mark Rothko und schafft ein verblüffend originalgetreues Abbild. Nach dem Ende der Ausstellung stellt dann allerdings der Restaurator des Museums fest, dass nun die Kopie in der Sammlung ist. Das Original wurde von der Malerin gestohlen. Und Jelmer Verhooff stellt seinerseits fest, dass Emma Duiker nicht nur Gemälde kopiert, sondern eine Konzeptkünstlerin ist, deren eigentliches Werk darin besteht, Rothkos Gemälde ohne jeden Hinweis auf dessen Wert und Bedeutung an alltäglichen Orten auf einfache Menschen wirken zu lassen. Verhooff macht sich sofort daran zu recherchieren, wo sich das Original befindet, um es zurückzustehlen. Er lässt Emma Duikers Computer hacken, und als er erfährt, dass sich der Rothko in der Schule für Lernbehinderte einer slowenischen Kleinstadt befindet, macht er sich zusammen mit dem Restaurator auf den Weg. Doch er hat Emma Duiker weit unterschätzt ...

 

Fazit: Haben Sie manchmal das Gefühl, die Welt der modernen Kunst wäre reiner Betrug? Ein Sammelbecken avancierter Hütchenspieler, Hochstapler, Bauernfänger? Dann ist dieses Buchgenau das richtige für Sie. Es heißt "Duell" und wurde von dem Niederländer Joost Zwagerman geschrieben. In seinem Heimatland war dieses schmale Büchlein ein Sensationsbestseller und hat sich fast eine Million mal verkauft, was angesichts der Gesamtbevölkerung der Niederlande von knapp 17 Millionen schon etwas heißen will. Aus Anlass des Ehrengasts Niederlande und Flandern der diesjährigen Frankfurter Buchmesse hat es der Weidle Verlag nun von Gregor Seferens wortmächtig ins Deutsche übersetzen lassen. Unbedingt lesen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samir, genannt Sam von Bouzamour Mano,

213 Seiten*

 

Auf einem gestohlenen Flügel spielt Samir, genannt Sam, morgens klassische Musik, beim Freitagsgebet in der Moschee kämpft er mit Fantasien von blonden, nackten Teufelinnen, im Geschichtsunterricht träumt er von Rache für die mutige Anne Frank, am glücklichsten ist er jedoch, wenn er nachts mit seinem geliebten Bruder auf der Vespa durch Amsterdam brausen darf. So wächst Sam als Sohn marokkanischer Einwanderer im bunten De-Pijp-Viertel heran, bis sein grosser Bruder, der von Betrug und Diebstahl lebt, verhaftet wird und für sechs Jahre in den Knast muss. Doch Sam verspricht ihm, allen Widerständen zum Trotz den Schulabschluss im bürgerlichen Elitegymnasium zu schaffen, und meistert ein Leben voller Kontraste mit viel Witz und Frechheit.

 

Fazit: dieser erfolgreiche niederländische Roman ist autobiographisch geprägt und kommt somit auch so audentisch herüber. Da die Niederlande an der diesjährigen Buchmesse Ehrengast war, wollte ich einmal einen jungen Künstler lesen. Dieser Entwicklungsroman hat eine sehr direkte jugendliche unflätige Sprache, so wie junge Leute oft reden. Das Buch ist witzig und rasant geschrieben, ich denke auch mit jugendlichem Übermut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nichts ist je vergessen von Wenn Walker, 384 Seiten*

 

Fairview, eine beschauliche Kleinstadt in Connecticut. Die 16-jährige Jenny Kramer wird Opfer einer brutalen Attacke und kommt schwer traumatisiert ins Krankenhaus. Dort wird ihr auf Wunsch ihrer Eltern ein Medikament verabreicht, das ihr helfen soll. Ein Medikament, das jegliche Erinnerung an den schrecklichen Vorfall auslöscht.

Danach hat Jenny keine Bilder mehr für das, was passiert ist. Da ist nur noch Schwärze. Sie bemüht sich weiterzuleben wie zuvor, beinahe so, als ob nichts geschehen wäre, während ihre Mutter Charlotte krampfhaft versucht, so etwas wie Normalität wiederherzustellen, und ihr Vater Tom wie besessen ist von dem Gedanken, den Täter, der seiner Tochter das angetan hat, zu überführen.

Doch das Nicht-Erinnern-Können wird für Jenny mehr und mehr zu einem Albtraum. Denn ihr Körper weiss noch immer, was ihm angetan wurde. Gemeinsam mit dem Psychiater Alan Forrester, der auf Fälle wie Jenny spezialisiert ist, versucht sie, Stück für Stück Licht in das Dunkel jener Nacht zu bringen, die Chronologie der Ereignisse wiederherzustellen. Aber kann sie denen, die sie dabei unterstützen wollen, vertrauen? Wie manipulierbar ist Erinnerung? Und helfen die Erinnerungen, die langsam zu ihr zurückkommen, wirklich, den Schuldigen zu finden?

 

Fazit: Nochmals habe ich mich zu einem Krimi hinreissen lassen. Dieser ist nicht so lang und spannend. Mich hat das Thema mit dem Gedächtnisverlust und der Rekonstruktion der Erinnerungen interessiert. Das war auch spannend zu lesen. Das Buch ist aus der der Sicht des Psyiaters geschrieben und das ist eintönig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sieben minus ein von Arne Dahl, 416 Seiten

 

Als er die Blutspuren in dem labyrinthischen Kellerverlies findet, ist sich Kriminalkommissar Sam Berger sicher: Das unerklärliche Verschwinden der jungen Frau steht mit früheren Fällen in Verbindung, es muss weitere Opfer desselben Täters geben. Nur fehlt von denen jede Spur. Mit seiner waghalsigen Theorie von einem Serientäter steht Sam Berger alleine da und gerät bald von mehreren Seiten unter Beschuss. Allan Gudmundsson, sein Chef, hat wenig Verständnis für Bergers riskante Alleingänge und droht, ihn zu feuern. Dann entdeckt Sam Berger Spuren. Spuren, die nur er lesen kann, gelegt von einem Menschen, der ihn allzu gut zu kennen scheint. Sie führen ihn zu einem verlassenen alten Bootshaus und von dort zu einer längst verloren geglaubten Erinnerung. Tief verborgen in Bergers Vergangenheit gibt es etwas, das ihn mit den brutalen Verbrechen verbindet. Etwas, das lange Zeit keine Bedeutung zu haben schien, und das der Täter jetzt mit gutem Grund ans Licht holt. „Sieben minus eins“ ist der Beginn einer neuen Krimiserie um das Ermittlerduo Sam Berger und Molly Blom – psychologisch raffiniert, voller abgründiger Wendungen und unerhört spannend.

 

Fazit: seit langem wieder einmal ein Krimi gelesen. Der war sehr spannend und auch unterhaltsam, aber eben nur ein Krimi und darum für mich zweifelhaft, ob man soviel Zeit aufwenden möchte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

The Girls von Emma Cline, 347 Seiten

 

Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und möchte unbedingt gesehen werden – aber weder die frisch geschiedenen Eltern noch ihre einzige Freundin beachten sie. Doch dann, an einem der endlosen Sommertage, begegnet sie ihnen: den „Girls“. Das Haar, lang und unfrisiert. Die ausgefransten Kleider. Ihr lautes, freies Lachen. Unter ihnen ist auch die ältere Suzanne, der Evie verfällt. Mit ihnen zieht sie zu Russell, einem Typ wie Charles Manson, dessen Ranch tief in den Hügeln liegt. Gerüchte von Sex, wilden Partys, Einzelne, die plötzlich ausreissen. Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben mit Gewalt für immer zerstören könnte.

 

Fazit: Das Buch hat zwei Erzählebenen: Evie mit 40 und Evie als Teeny. Es ist nicht leicht zu lesen, vor allem die ersten 100 Seiten ziehen sich dahin. Danach wird es spannender bis zum finalen Ende. Mich faszinierte die einfühlsame Beschreibung einer jungen Frau, deren labilen Zustände in der Pubertät und wie sich die seelische Vernachlässigkeit von Eltern gegenüber ihren Kindern auswirkt. Das Buch lehnt sich an die Geschichte der ehemaligen Masonsekte. Mir hat das Buch gefallen, brauchte aber etwas Geduld bis der Sog zugriff.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Westlich des Sunset von Stewart O'Nan, 

 

Eine erschütternde genau beschriebene Liebesgeschichte. Es ist eine grosse Leistung, wie überzeugend sich O'Nan in den Charakter von F. Scott Fritzgerald -und in die Menschen, die ihn während seines Sinkfluges umgaben - hineinversetzt und dabei Hollywood der 1930er Jahre ausleuchtet.

 

Fazit: das stimmt ja alles, aber ich kam mit diesem Buch einfach nicht vorwärts. All das "Geschwafel" um die Holly-woodgrössen, Schreiberlinge, Regisseure ect.  hat mich enorm genervt. Hingegen die persönliche Geschichte von F. Scott Fritzgerald ist sehr intensiv und traurig. Da diese so gut und mit Einfühlungsvermögen beschrieben ist, ja nur darum habe ich immer weiter gelesen. Selber lesen und urteilen. Die Kritiken waren hervorragend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausser uns spricht niemand über uns von Wilhelm Genazino, 154 Seiten

 

Man versteht natürlich, dass Carola ihren Partner zuweilen nicht mehr erträgt. Er hat sich als gescheiterter Schau-spieler und Radiosprecher in einer bequemen Mittelmässig-keit eingerichtet. Nur in Notfällen kann er von seiner Freundin zu stärkeren Emotionen bewegt werden. Der Fall tritt ein, als Carola ihren Helden verlässt. Sie wird durch diese Notbremsung allerdings nicht glücklicher. Im Gegen-teil. Wie der Zufall es will, erklärt sich die Mutter der entweichenden Freundin bereit, dem Verlassenen auszuhelfen. Kann sie ihn retten? Und will der überhaupt gerettet werden? Ob und wie, das steht in diesem so witzigen wie bösartigen Roman.

 

Fazit:Diese Buch ist so etwas von langweilig. Mag sein, dass es so langweilige Lebensweisen gibt. Diese Buch zieht einem fast in eine Depression.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der schmale Pfad durchs Hinterland von Richard Flanagan, 438 Seiten

 

Dorrigo Evans ist ein begabter Chirurg, dem eine glänzende Zukunft bevorsteht. Als der Zweite Weltkrieg auch Australien erreicht, meldet er sich zum Militär. Doch der Krieg macht keine Unterschiede, und während Dorrigo in einem japanischen Gefangenenlager mit seinen Männern gegen Hunger, Cholera und die Grausamkeit des Lagerleiters kämpft, quält ihn die Erinnerung an die Liebe zu der Frau seines Onkels. Bis er einen Brief erhält, der seinem Leben eine endgültige Wendung gibt. Richard Flanagan schmerz-voll poetischer Roman erzählt von den unterschiedlichen Formen der Liebe und des Todes, von Wahrheit, Krieg und der tiefen Erkenntnis eines existentiellen Verlusts.

 

Fazit: dieses Buch ist nichts für Anfänger und Zartbeseitete. Die Chronologie des Buches ist kompliziert, der geschilderte Krieg grausam und lang beschrieben. Dafür sind die amourösen Stellen wunderbar feinfühlig zum Teil aber etwas schwülstig (trotzdem schön). Das grosse Thema dieses Romans ist der Wert des Überlebens, wenn man mit Schuldgefühlen weiterleben muss. Hervorragend, muss sich aber für dieses dicke Buch Zeit nehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schlaflose Nacht von Margret de Moor, 127 Seiten

 

Zwei Uhr nachts. Eine Frau kann nicht schlafen. Kein Grund zur Sorge, weiß sie: „Nie brauche ich darüber nachzudenken, was ich machen werde. Ich weiß es einfach.“ Sie steht auf, geht in die Küche und backt. Herrnhuter Sandküchlein, Bretonische Schinken Quiche, Butterkuchen mit Zimt, egal. Hauptsache, Backen. Schlafwandeln. Nachdenken. Eine Zigarette rauchen, ihren Schäferhund Mischling beobachten.

Mit der im Dunklen backenden Frau beginnt Margriet de Moor ihre neu überarbeitete Novelle „Schlaflose Nacht“. In einem einzigartig leisen, zurückhaltenden Ton lässt de Moor ihre Protagonistin erzählen. Von der kurzen Ehe zu ihrem verstorbenen Mann, vom ersten Kennenlernen beim Schlitt-schuhlaufen auf zugefrorenen Kanälen, vom gemeinsamen Frühstücken unter Birnbäumen. Und, wie in einem Alptraum: vom Selbstmord ihres Gatten vor dreizehn Jahren: „Ein ganz normaler Mann, der keine eineinhalb Jahre meines Lebens mit mir geteilt hat, hatte sich nach einem Schuss in einem Treibhaus in ein wahnsinnmachendes Geheimnis verwandelt.“ Zwischen Trauer und Wut, Eifersucht und Einsamkeit, versucht die Frau hinter den Grund des Selbstmordes zu kommen. Doch das, was passiert ist, verschwimmt im Dunklen.

 

Fazit: „Unsere Liebe war von vollkommener Einfachheit gewesen“ erinnert sich die Witwe, und ebenso einfach und vollkommen schreibt Margriet de Moor. Ihr Stil berührt durch bezaubernde Schlichtheit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Angst vorm Sterben von Erica Jong

 

Frau, glücklich verheiratet, mit überschüssiger erotischer Energie, sucht glücklich verheirateten Mann. Die coole New Yorkerin Vanessa Wondermann lebt die Sonnenuntergangs-Jahre ihres Lebens. Ihre Eltern werden alt und wunderlich, ihr Pudel Belinda stirbt, und mit ihrem Mann Asher liest sie öfter Todesanzeigen, als sie Sex hat. Dann bricht Asher zusammen. Während Vanessa von Krankenhaus zu Krankenhaus jagt, um sich um ihre Liebsten zu kümmern, wächst ihr Hunger nach Leben. Wild entschlossen macht sie sich auf die nachdem alten Prickeln, und was sie findet, ist manchmal entwürdigend und manchmal erhaben. Haarsträubend komisch, heiter und mutig - die schonungslose Offenbarung einer echten New Yorkerin.

 

Fazit: Bei diesem Buch darf man nicht zimperlich sein mit delikaten Theman und Ausdrücken. Hier werden alle unangenehmen Wahrheiten aufs Tapez gebracht, zT auch in deftiger Sprache. Der Roman ist unterhaltsam geschrieben, am Schluss fällt er etwas in esoterische Abschweifungen die nerven.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommt ein Pferd in die Bar von David Grossmann

 

Für eine gute Pointe gab Dovele schon immer alles. Als Kind lief er oft auf den Händen. Er tat das, um seine Mutter zum Lachen zu bringen und damit ihm keiner ins Gesicht schlug. Heute steht er ein letztes Mal in einer Kleinstadt in Israel auf der Bühne. Er hat seinen Jugendfreund, einen pensionierten Richter, eingeladen. Im Laufe des Abends erzählt der Comedian zwischen vielen Witzen eine tragische Geschichte aus seiner Jugend. Es geht um Freundschaft und Familie, Liebe, Verrat und eine sehr persönliche Abrechnung auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dem Kleinstadtpublikum ist das Lachen vergangen. Den Leser hält David Grossman mit diesem grandiosen Roman bis zur letzten Zeile gefangen.

 

Fazit: David Grossman lässt in seinem neuesten Roman eine Welle nach der anderen aus unterschiedlichen Emotionen auf das Publikum im Theater und die Leserschaft des Buches prallen – ungebremst und ungefiltert. Denn Doveles Erzählungen changieren rückhaltlos, und auch gegen die immer stärker werdende Unruhe und -geduld seines Publikums, zwischen seinen seelischen wie körperlichen Gebrechen, Unglücksmomenten seiner Kindheit und hin und wieder dazwischen geschobenen Witzen. Das alles wird vermittelt durch die Wahrnehmung des Ich-Erzählers, der sich nach und nach zu fragen beginnt, was eigentlich seine Rolle in dieser Tragikomödie ist und ob neben ihm noch Andere herbeizitiert wurden, um dem wahrscheinlich letzten Auftritt des Comedians beizuwohnen. Die besondere Qualität dieses Buchs liegt im unentrinnbaren Sog, mit dem es seine Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt, auf der es niemals ganz klar zu sein scheint, ob das Geschehen auf der Bühne zum Lachen oder Weinen, die ungeschonte Wahrheit oder inszenierte Fiktion ist. Am Ende geht man auf unsicher wankenden Beinen, aber doch auf eine Art innerlich gestärkt aus dem außergewöhnlichen Ereignis dieser Vorstellung heraus.

Kein Buch für Leseanfänger. Es braucht Ausdauer für dieses Buch! Ab Seite 60 wird der Sog grösser und man schwankt ob man weiter lesen will oder nicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kirschblüten und rote Bohnen von Durian Sukegawa

 

Sentaro ist gescheitert: Er ist vorbestraft, er trinkt zu viel, und sein Traum, Schriftsteller zu werden, ist unerfüllt geblieben. Stattdessen arbeitet er in einem Imbiss, der Dorayaki verkauft: Pfannkuchen, die mit einem süssen Mus aus roten Bohnen gefüllt sind. Tag für Tag steht er in dem Laden mit dem Kirschbaum vor der Tür und bestreicht lustlos Gebäck mit Fertigpaste. Bis irgendwann die alte Tokue den Laden betritt. Die weise, aber sichtlich vom Leben gezeichnete Frau kocht die beste Bohnenpaste, die man sich nur denken kann. Auch deshalb verändert die Begegnung mit ihr alles, denn Tokue lehrt Sentaro ihre Kunst. Wenig später wird Wakana, ein Mädchen aus schwierigen Verhältnissen, zur Stammkundin des Imbisses und schliesst Freundschaft mit Tokue und Sentaro. Doch die Welt meint es nicht gut mit den dreien. Kirschblüten und rote Bohnen ist die Geschichte einer besonderen Freundschaft - melancholisch, ohne sentimental zu werden, berührend, ohne kitschig zu sein - und ein zärtlicher Roman, der uns im Glauben an die kleinen Dinge des Lebens bestärkt.

 

Fazit: Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist sehr poetisch, in leisen und doppelbödigem Ton, mit starken Bildern geschrieben. Das muss man mögen und man sollte sich auf die spezielle Tonart einlassen, damit man mit  diesem Mix von Trost und Trauer glücklich wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kindeswohl von Ian McEwan

 

Scheidungen, Sorgerecht, Fragen des Kindeswohls – das ist das Spezialgebiet der Richterin Fiona Maye. In ihrer eigenen, kinderlosen Ehe ist sie seit über dreissig Jahren glücklich. Bis zu dem Tag, als ihr Mann ihr einen schockierenden Vorschlag unterbreitet und ihr ein dringlicher Gerichtsfall vorgelegt wird, in dem es für einen 17-jährigen Jungen um Leben und Tod geht.

 

Fazit: Immer wieder faszinieren mich die Bücher von Ian McEwan. Er deckt Missstände in der Gesellschaft auf, beschreibt präzise seine Figuren und auch komplizierte Gerichtsfälle sind verständlich.Das Taschenbuch hat nur 222 Seiten,  ist schnell gelesen und hinterlässt einem nachdenklich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freedom Baar von David Bielmann *

 

Freedom Bar entwirft eine modern-urbane Welt voller eigen-williger und liebenswürdiger Alltagshelden, deren Wege und Sehnsüchte sich immer stärker verstricken.

Der junge Bert Bucher sieht sich als künftiger Rockstar. Da kommt ihm der Tod seiner Grossmutter gerade gelegen, so kann er in ihre leerstehende Wohnung in Freiburg ziehen und seine Karriere vorantreiben. Ein Vorhaben, das bald von der schönen Studentin Lana gestört wird.

Johann B. Grab ist Inhaber einer Buchhandlung und sehnt sich zurück in eine Welt ohne Internet. Seine griechische Frau hingegen wünscht sich ein Kind, und der zeugungsunfähige Johann ist bereit, zu diesem Zweck einen Mann für sie zu suchen.

Henry Schweizer wohnt in seiner Bar, die er zu seinem persönlichen Sehnsuchtsort gemacht hat. Hier verwässern sich Sorgen im Rausch, abstruse Ideen reifen zu Taten heran und Verlierer werden zu Gewinnern.

 

Fazit: In seinem wunderbar tiefsinnigen und amüsanten Roman vereint David Bielmann die grossen Themen des menschlichen Seins: Liebe, Freiheit, Sehnsucht und die Frage nach dem Sinn.

Das Buch hat mir gut gefallen. Die grosse Sogwirkung blieb bei mir aus, trotzdem will man imm

er wieder weiter lesen. Die kurzen Kapitel helfen dabei. Die dargestellten Lebenssituationen fand ich etwas übertrieben, der Humor und die Ironie des Buches machen dies wieder wett. Ein schönes und lesenswertes Buch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über Land von Peter Stamm 

 

Ein Mann steht auf und geht. Einen Augenblick zögert Thomas, dann verlässt er das Haus, seine Frau und seine Kinder. Mit einem erstaunten Lächeln geht er einfach weiter und verschwindet. Astrid, seine Frau, fragt sich zunächst, wohin er gegangen ist, dann, wann er wiederkommt, schliesslich, ob er noch lebt.

Jeder kennt ihn: den Wunsch zu fliehen, den Gedanken, das alte Leben abzulegen, ein anderer sein zu können, vielleicht man selbst. Peter Stamm ist ein Meister im Erzählen jener Träume, die zugleich locken und erschrecken, die zugleich die schönste Möglichkeit und den furchtbarsten Verlust bedeuten. ›Weit über das Land‹ ist ein Roman, der die alltäglichste aller Fragen stellt: die nach dem eigenen Leben.

Fazit: Peter Stamm hat mit „Weit über das Land“ ein literarisches Meisterwerk geschaffen, dass die Fähigkeit hat, den Leser in seinen Grundfesten zu erschüttern. Am Ende bleibt man irritiert zurück. Es liegt an einem selbst zu entscheiden, welches Ergebnis man wählt. Vor allem dieser Schluss ist es, der noch lange in einem nachhallt und den man nicht wirklich greifen kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das rote Schaft der Familie

von Susanne Kippenberger*

 

In Grossbritannien sind die Mitford-Schwestern so bekannt wie bei uns die Familie Mann. Nur noch berüchtigter. Die Älteste wurde Schriftstellerin, die Zweitälteste stellte sich an den Herd. Die dritte heiratete den Faschistenführer Englands, die vierte wurde Hitler-Freundin. Die sechste wurde Herzogin von Devonshire. Und die fünfte?  Schluss auf der Art. Wurde lebenslustige Kommunistin und kettenrauchende Amerikanerin mit englischem Upperclass-Akzent, Bürgerrechtlerin und Bestsellerautorin. Jessica Medford floh vor der Familie und kam doch nicht von ihr los. Ein hinreissendes Buch über Verwandte und Wahlverwandte, Freundschaft und Familie - und über einen fröhlich-entschlossenen Freiheitskampf.

 

Fazit: Das Buch ist für mich ein Hit. Mir gefallen besonders die Beschreibungen des britischen Establishment Anfangs des  19. Jahrhunderts. Wie die Töchter und Söhne der Mitfords aufwuchsen, das Verhältnis der Eltern zu einander, die grosse Verwandtschaft und die hight Society - alles sagenhaft gut beschrieben. Mit seinen dicht beschriebenen 593 Seiten ist das Buch ein Schmöker. Ich konnte es auch nicht in einem Zug durchlesen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hauptmann Schneewittchen von Daniel Ludwig *

 

Ein junger Offizier der Schweizer Armee meldet sich 1953 freiwillig zur Teilnahme an der umstrittenen Koreamission. Der Einsatz führt den feinsinnigen Hauptmann, von seiner Kompanie "Schneewittchen" genannt, auf einer etappen-reichen Reise nach Korea. Dort erwarten ihn aufreibende Kontrollen, unterschiedlichste Kameraden, zwangsläufige Freizeitaktivitäten, eine historische Begegnung - und Frauen, die Fragen hinterlassen. Der Hauptmann, im Zentrum des Geschehens, kommt dabei dem Leser näher und näher.

 

Fazit: Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es braucht aber schon ein Interesse am Thema der Koreamission.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Love von Alfred Hayes

 

New York in den 50er Jahren: Auf einer Party erhält eine junge Frau das unmoralische Angebot eines distinguierten Herrn, gegen Bezahlung mit ihm zu gehen. Sie könnte problemlos ablehnen, lässt sich aber darauf ein - und zerstört ihr bisheriges Leben. Erst jetzt wird ihrem rund, den sie verlässt, bewusst, wie sehr er sie liebt. Das Gefühl, die Chance seines Lebens verpasst zu haben, wird ihn für immer begleiten. Eine beklemmende Liebesgeschichte und der kluge Roman eines Autors aus den USA.

 

Fazit: Im rauchigen melancholischen Ton eines Miles-Davis-Stücks erzählt "in Love" wie John Williams "Stoner" oder die Romane von Richard Yates, ein beglückende Wieder-entdeckung. Ein schönes kleines Buch, aber nicht so einfach zu verstehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fünf Viertelsund bis zum Meer

von Ernest van der Kwast*

 

Ja, der Bikini, der erste, er wurde erst ein Jahr nachdem Giovanna ihn trägt der Öffentlichkeit präsentiert, doch wer die Geschichte liest, der wird für immer davon überzeugt sein, die Wahrheit über seine Entstehung zu kennen, oder auf jeden Fall die schönste Liebesgeschichte, in welcher er eine Rolle hat. Dieses Buch ist auch in der Übersetzung in einer betörend schönen Sprache geschrieben und berührt bis ins Innerste. Dieses schmale nur 95 Seiten Buch ist eine Aufforderung die Chance auf die grosse Liebe zu ergreifen.

 

Fazit: Dieses Buch rührt sehr am Herzen und steht knapp zum Kitschigen - aber ist trotzdem schön.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kaffeerösterin von Guiseppina Torregrossa

 

Wie ein feuerspeiender Drache, der seinen Arm schon am frühen Morgen durch Palermos Gassen lässt, so erscheint Genziana die Kaffeeröstermaschine ihrer Eltern, die als eine Art Familienmitglied auch einen eigenen Namen trägt: Orlando. Ihr Vater hat mit der Röstmischung "Genziana" einen Verkaufsschlager gelandet, und das ganze Viertel lässt sich von Genzianas Mutter aus dem Kaffeesatz lesen. Genziana möchte nichts lieber, als eines Tages ebenfalls in der Kaffeerösterei zu arbeiten, doch dieses Privileg seht nur ihren Brüdern zu, auch wenn die drei nicht das geringste Interesse daran zeigen. Der Traum rückt in noch weitere Ferne, als die Bombenangriffe der Amerikaner Palermo 1943 in Schutt und Asche legen. Für Orlando scheint es keine Zukunft mehr zu geben, ebensowenig wie für die Liebe mit Metro, der bloss seine politischen Ideale im Kopf hat. Hoffnung für Genziana verheisst nur eine Wahrsagung Ihrer Mutter:"Für Dein Glück werden die Frauen sorgen, für Deine Sicherheit der Kaffee".

 

Fazit: Ein Buch mit betörendem Aroma und randvoll mit Sinnlichkeit, zum Eintauchen in einen fesselnden Roman.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der erste Horizont meines Lebens von Liliana Corobca

 

Dan und Marcel sind Chrisinas Brüder, und sie selbst ist gerade mal zwölf. Ein Mädchen, das versucht Ersatzmutter und -vater in einem zu sein, während die Mutter in Italien auf fremde Kinder aufpassen muss und der Vater in Sibirien arbeitet. Dabei ist Christina eigentlich in ihren Cousin Lucian verliebt, träumt vom ersten Kuss und einer besseren Zukunft. 

 

Fazit: Ich konnte das Buch nicht fertig lesen. Erstens ist es sehr traurig und es wirkte in der Sprache auf mich wie eine Litanei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schwarz und Silber von Paola Giordano

 

Nora und ihr Mann leben mit Ihrem kleinen Sohn in Turin.Babette ist nicht nur die Kinderfrau für den kleinen Sohn, sie bildet auch den ruhigen Pool für das Ehepaar. Doch eines Tages kann Babette nicht mehr kommen, da sie an Krebs erkrankt ist. Das bringt den kleinen Haushalt total aus dem Konzept.Jeder zieht sich in sich selbst zurück. Paolo Giordana zeigt mit der ihm eigenen präzisen Beobach-tungsgabe und grossen Empathie, wie das Fehlen eines geliebten Menschen alles verändert und wie man gleichzeitig die Erinnerung an einen geliebten Menschen wachhalten kann. 

 

Fazit: Mit psychologischer Meisterschaft beschreibt er, wie Bindungen enstehen, wie wir mit Gefühlen umgehen, sie verlieren und wiederfinden.Für mich war das Buch schwierig zu lesen.

 

 

 

 

* Bücher mit gelbem Stern sind aus der Bibliothek 

 

* Bücher mit grünem Stern sind e-books 

 

Die Länderflaggen beziehen sich auf die Herkunft des Autors/der Autorin.

Seit 26.05.2016

Überarbeitet Februar 2018